Freitag, 15.1.2021, Dietmar Stipsits

Menschliche Beziehungen

Gerade in Zeiten des coronabedingten Rückzuges erleben viele, wie schwer es ist, allein zu sein. Liebe Menschen nicht sehen zu dürfen, das ist schwierig – das beweist einem auch, wie unverzichtbar die Nähe zu anderen ist.

Wenn ich spüren darf, dass ich angenommen bin, so wie ich bin, wenn ich mich auch mal fallen lassen kann, wenn ich nicht nur immer funktionieren muss, dann gibt mir diese Erfahrung des Angenommenseins starken Halt. Dies erlebe ich vor allem und in erster Linie in Beziehungen und Freundschaften. Dort ist für mich der Ort, wo mein Hunger nach Geborgenheit, nach Nähe, auch nach Harmonie und Gemeinschaft gestillt wird. Solche Freundschaften geben mir großen Halt in meinem Leben.

Dietmar Stipsits
ist katholischer Pfarrer im Seelsorgeraum Bad Tatzmannsdorf, Bernstein und Mariasdorf im Burgenland

Einander anzunehmen, einander Liebe zu schenken, ist gar nicht so einfach. Denn dort, wo ich beginne, von einem anderen Menschen Liebe zu fordern, kann diese Liebe sehr schnell in Gewalt verwandelt werden, können Zärtlichkeiten zu Schlägen, kann Hören zum Überhören werden.

Als Seelsorger jedoch glaube ich fest daran, dass alle menschlichen Beziehungen, egal ob zwischen Eltern und Kindern, zwischen Liebenden oder Freunden oder auch zwischen Mitgliedern einer Gemeinschaft, ein Zeichen der Liebe Gottes zu uns Menschen sind. Jede Beziehung ist für mich also letztlich ein Sonnenstrahl der Liebe Gottes. In Beziehungen erlebe ich Gottes Liebe. In Freundschaften finde ich Halt.