Logos – Glauben und Zweifeln 6.2.2021

Was glauben Sie? – Manfred Nowak

Als er zum ersten Mal ein Folteropfer interviewte, Anfang der 1970er Jahre in Chile, ist ihm aufgrund der grausamen Schilderungen übel geworden.

Damals war der junge Jurist Manfred Nowak in Chile und Brasilien unterwegs, um Regimekritikern, aber auch Kleinbauern zur Seite zu stehen, die von Großgrundbesitzern gefoltert, ermordet oder vertrieben wurden. Nowak erwarb sich den Ruf eines korrekten, diplomatischen, aber in der Sache unbeirrbar engagierten Kämpfers für die Rechte jener, die zum Verschwinden gebracht und vergessen gemacht wurden.

Mitgründer des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Menschenrechte in Wien

Später, ab 2004, wurde der Menschenrechtsexperte Manfred Nowak zum Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für Folter und andere grausame oder erniedrigende Behandlung ernannt. In dieser Funktion leitete er weltweit rund 18 Fact-Finding-Missions.

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Samstag, 6.2.2021, 19.05 Uhr, Ö1

1950 in Bad Aussee geboren, wuchs Manfred Nowak zunächst in Tirol auf, zusammen mit zwei Geschwistern und in bescheidenen Verhältnissen. Bedingt durch den Beruf des Vaters zog die Familie dann nach Leonding bei Linz, wo Manfred Nowak seine Schullaufbahn abschloss. 1968 maturierte er, wollte zunächst Filmregisseur werden und ging einige Jahre an die Filmakademie in Wien.

Aber dann ließ ihn das Thema Menschenrechte nicht mehr los. Er studierte Jus in Wien bei seinem Lehrer Felix Ermacora, der später Präsident der UNO-Menschenrechtskommission werden sollte, und an der Columbia-University in New York. Später gründete Nowak zusammen mit Hans Tretter das Ludwig-Boltzmann-Institut für Menschenrechte in Wien. Im Jahr 2016 wurde er zum Leiter der Globalen Studie der Vereinten Nationen für Kinder, die ihrer Freiheit beraubt wurden, ernannt. In dieser Funktion setzt er sich aktiv für Kinderrechte ein. Nowaks anwaltschaftliche Arbeit wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Johannes Kaup hat Manfred Nowak zu seinen Motiven für die LOGOS-Reihe „Was glauben Sie?“ gefragt.