Freitag, 22.1.2021, Fabian Jochum

Gnade

Jugendseelsorger Fabian Jochum versucht den jungen Menschen in den Gesprächen zu vermitteln, dass der Glaube, dass Gott nichts Unterdrückendes sein soll. Vielmehr geht es um eine Begleitung des Lebens.

Gott ist immer bei mir. Die Erfahrung der Gegenwart Gottes, von ihm geliebt und angenommen zu sein, nennt die Theologie „Gnade“. Der Begriff „Gnade“ klingt für unsere Ohren vielleicht ein bisschen einengend – in dem Sinne: Ich armer Mensch bin ja so schwach und klein und kann gar nichts tun. Nur Gott in seiner Gnade hilft.

Fabian Jochum
ist Jugendseelsorger in der katholischen Diözese Feldkirch

Dreifache Gnade

Doch das ist ein Missverständnis. So, wie die christliche Theologie „Gnade“ versteht, bin ich als Mensch nicht beschränkt und eingeengt. Ganz im Gegenteil. Es gibt den sehr schönen Gedanken der „dreifachen Gnade“. Nämlich die Gnade, die erstens meinem Tun vorausgeht, die zweitens mein Tun begleitet und drittens mein Tun vollendet. Mein Tun als Mensch wird von der Gnade nicht erdrückt. Sondern ermöglicht, begleitet und vollendet.

Der Gedanke der dreifachen Gnade ist im Stundengebet (in einer Oration) sehr schön ausgedrückt. Es heißt dort: „Herr, unser Gott, komm unserem Beten und Arbeiten mit deiner Gnade zuvor und begleite es, damit alles, was wir beginnen, in dir seinen Anfang nehme und durch dich vollendet werde.“ (Oration der Laudes, Montag der 1. Woche im Vierwochenpsalter).