Für mich persönlich ist das Stundengebet aus der christlichen Tradition ein Schatz, aus dem ich jeden Tag, jeden Morgen, jeden Abend, schöpfen darf. Die Psalmen, die Gebete und die Bitten sind oft kleine Sprachkunstwerke. Mit manchmal sehr tiefsinnigen Wortbildern und Wortspielen werden sehr geistreiche Gedanken formuliert.
Fabian Jochum
ist Jugendseelsorger in der katholischen Diözese Feldkirch
Sprachkunstwerke
Ich liebe die klassischen Sprachen. Ich habe auch Latein studiert, und das ist der Grund, warum das Stundengebet für meinen privaten Gebrauch gerne auf Latein bete. Die deutsche Übersetzung der lateinischen Tradition kann den Reichtum der Wortbilder und Wortspiele leider nicht immer gut transportieren. Das Gebet ist der Schlüssel am Morgen und der Riegel am Abend, sagt Mahatma Gandhi. Die Hauptgebete des Stundengebetes sind am Morgen, wenn – so wie jetzt – die Sonne bald aufgeht und das Licht erscheint. Und am Abend, wenn die Sonne untergeht.
Und so komme ich mit meinen Gedanken zum Abschluss mit einer morgendlichen Oration zum Thema „Licht“: „Herr, erhelle und heile, was in der Tiefe unseres Herzens krank ist, damit kein Begehren uns in seinem Bann gefangen hält, die wir erleuchtet wurden durch das Licht der himmlischen Gnade.“ (Oration der Laudes, Dienstag der 1. Woche im Vierwochenpsalter).