Samstag, 6.2.2021, Thomas Hennefeld

Der neue Himmel

Dieser Tage hätte der Schweizer Theologe und Schriftsteller Kurt Marti seinen 100. Geburtstag begangen. In seinen Morgengedanken würdigt Thomas Hennefeld sein Schaffen.

Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Glaube und Zweifel, bei der auch einige Atheisten im Publikum saßen, habe ich auf die Frage nach einem Leben nach dem Tod für so manchen überraschend geantwortet: Wichtiger ist mir das Leben vor dem Tod. Bei meiner Antwort dachte ich an Kurt Marti. Er meinte einmal, dass die Idee vom ewigen Leben etwas Unverschämtes hätte. Da möchte der Mensch sein wie Gott.

Thomas Hennefeld
ist Landessuperintendent der evangelisch-reformierten Kirche in Österreich

Die fröhliche Stadt

Marti hat nie so eine klare Grenze zwischen Leben und Tod gezogen. Es ist uns ein bestimmtes Zeitmaß auf der Erde gegeben, was dann kommt, dürfen wir Gott überlassen. Die Ewigkeit strahlt immer schon in unser Leben hinein in den besonderen Augenblicken, in denen ich ganz eins bin mit Gott oder einem anderen Wesen. So schreibt Marti in Anlehnung an einen biblischen Psalm: „Der Himmel, der kommt, das ist die fröhliche Stadt und der Gott mit dem Antlitz des Menschen.“

Nicht nur können wir im Menschen das Göttliche entdecken, sondern Gott hat den Menschen auch zu seinem Ebenbild geschaffen. Der Himmel, den wir erwarten, ist wie die fröhliche Stadt, in der Gott sich so zeigen wird, wie er den Menschen ursprünglich gedacht hat und mit all dem, was auch in ihm steckt an Gutem, Schönem und Wahrem.