Lebenskunst 7.2.2021, Marco Uschmann

Bibelessay zu Lukas 8,4-19

Das ist typisch für Jesus aus Nazareth, wie man ihn aus den Erzählungen des Evangeliums kennt: Er bietet keinen Ausweg an. Genau das aber finde ich so interessant. Er erklärt seinen Jüngern – und Jüngerinnen – die Lage mit starken Bildern und beschreibt die Verhältnisse. Als würde er sagen: So ist das Leben, da kann man nichts machen.

Für diese Binsenweisheit braucht es aber, mit Verlaub, nicht Jesus. Von ihm erwarte ich mir, und wahrscheinlich auch seine Mitstreiter/innen, einen Ausweg aus dem Dilemma. Nach dem Motto: Mach dies, unterlasse das und dann wird es schon. Von Jesus kommt nichts dergleichen Er enttäuscht vielmehr die Erwartungen und bietet Überraschendes. Seine einzige Anweisung lautet: „Wer Ohren hat zu hören, der höre“.

Marco Uschmann
ist evangelischer Theologe, Pfarrer und Journalist

Zuhören und wirken lassen

Also: Hört gut zu, das ist jetzt wichtig. Das merken die Jüngerinnen und Jünger. Denn sie fragen nach, vielleicht, weil sie nicht wissen, was dieses Gleichnis soll. Weil sie sichergehen wollen, dass sie alles verstanden haben. Und dann entfaltet Jesus quasi sein Gleichnis. Jetzt sollte eigentlich jeder und jede verstehen, worum es geht. Und das ist das Überraschende und Großartige, was Jesus anbietet. Denn er ermöglicht Verstehen und Selbsterkenntnis. Und damit auch Selbst-Bewusstsein. Indem Jesus den Zuhörenden also die ganze Bandbreite des menschlichen Verhaltens entfaltet, öffnet er ihre Augen. Sie können nun selbst sehen, wohin sie gehören.

Lebenskunst
Sonntag, 7.2.2021, 7.05 Uhr, Ö1

Das ist viel besser, als wenn er ihnen auf den Kopf zusagt: „Die bist viel zu ängstlich“, oder: „Mach dir doch keine Sorgen“, oder: „Streng dich mal ein bisschen an.“ Wer will so etwas schon hören? Da machen doch alle sofort die Schotten dicht. Jesus ist da findiger. Er erzählt eine schöne Geschichte aus dem Leben der Menschen – aus der Landwirtschaft. Kennt damals jede und jeder, und verstehen wir auch heute. Und wer es nicht versteht, der bekommt die Erklärung frei Haus dazu geliefert. Die meisten kennen das Gefühl, plötzlich etwas verstanden zu haben. Wenn einen die Erkenntnis wie ein Blitz durchfährt. Ich vermute, das wollte Jesus hier erreichen.

In heutigen Zeiten wird das Wort Gottes wohl bei den meisten unter die Dornen fallen, um Jesu Worte zu gebrauchen. Sorgen bestimmen das Leben. Kein Wunder und sehr plausibel. Jesus antwortet darauf: Schau, was du mit dem Wort jenes Gottes machst, von dem die Bibel erzählt. Was würde sich ändern, wenn du Gottes Wort guten Boden bereitest in deinem Herzen? Mit den Worten des Jesus von Nazareth gesagt: Es wird Frucht bringen in Geduld.