Dienstag, 16.2.2021, Bernadette Spitzer

Humor in der Kirche

Es ist ein stiller Faschingsdienstag, der heute begangen wird: keine Maskenbälle, keine Partys. Aber vielleicht dürfen es leibliche Genüsse sein, bevor die Fastenzeit anbricht?

Faschingsdienstag. Für viele lautet die Devise, heute noch einmal üppiges Essen reinhauen, ab morgen – dem Beginn der vorösterlichen Bußzeit – den Winterspeck abbauen. Dazu seien an dieser Stelle zwei Heilige Päpste zitiert.

Bernadette Spitzer
ist katholische Theologin und Buchautorin

Bierkrug im Kirchenfenster

Johannes Paul II. wurde 1978 im Alter von 58 Jahren Papst. Er war sehr sportlich und baute Bewegung im Alltag ein. So sprang er gerne über mehrere Stufen auf einmal. Ein rundlicher Kurienprälat fragte ihn eines Tages, ob das mit der Würde des Amtes vereinbar sei und bekam zur Antwort: „Ich für meinen Teil habe Bewegung nötig, und ich denke, Sie auch.“

Im Gegensatz dazu stand der stets übergewichtige Johannes XXIII. Er war 55-jähriger Erzbischof, als er zwei asketische Mönche flüstern hörte: „Wie soll er mit seinem großen Bauch in den Himmel kommen, da doch dessen Pforte so eng ist wie ein Nadelöhr?“ Seine Antwort: „Der liebe Gott, der das Bäuchlein hat wachsen lassen, wird auch dafür sorgen, dass es durch das Nadelöhr hindurch geht.“

Keine Bedenken diesbezüglich hatte auch jener Künstler, der im kanadischen Vancouver in einem Kirchenfenster die Wiener Selige Restituta Kafka verewigt hat. Er hat der rundlichen und leidenschaftlichen Biertrinkerin einen Bierkrug in die Hand gedrückt.

Buchhinweis:

Bernadette Spitzer, „Von Bischofsstab bis Besenstiel. Mit 365 Heiligen durchs Jahr“, Wiener Dom-Verlag