Lebenskunst 14.2.2021, Lisa Huber

Bibelessay zu Markus 1,40-45

Dieser Text befindet sich im ältesten der vier biblischen Evangelien, etwa vier Jahrzehnte nach dem Tod des Jesus von Nazareth verfasst.

Sein Autor ist ein Geschichtenerzähler: Er lässt Jesus in vielen unterschiedlichen Szenen auftreten und schafft Figuren, mit denen sich die Zuhörerinnen und Zuhörer identifizieren können. Auf diese Weise sollen seine Erzählungen nicht nur den Verstand, sondern auch das Herz berühren.

Lisa Huber
ist katholische Theologin und Leiterin des Begegnungs- und Informationszentrums „Quo Vadis?“

Vom Berührt-Werden und In-Beziehung-Treten

Der Autor schreibt seine Geschichten für eine damals bereits bestehende Gemeinde. Diese Gemeinde ist dadurch gekennzeichnet, dass in ihr Frauen und Männer, Juden und Griechen, Reiche und Arme zusammenleben. Aber eben auch sogenannte „aussätzige“ Menschen, Menschen, die nicht nur sichtbar krank, sondern auch ausgegrenzt sind: stigmatisiert und von der Gesellschaft ausgeschlossen. Unberührbar. Wer unberührbar wird, läuft Gefahr, die Beziehung zum Nächsten und zum großen Ganzen, zu Gott, zu verlieren.

Dem stellt Markus eine Hoffnungsperspektive gegenüber: Jesus zeigt keine Berührungsängste, er tritt mit dem Mann in Beziehung. Er will, dass der Mann wieder rein ist. Rein sein bedeutet in der Bibel, vorbereitet zu sein für die Nähe Gottes, also wenn man so will: für das große Ganze und Gute.

Ich finde es schön, dass dieser Evangelienabschnitt in der katholischen Kirche heuer auf den 14. Februar, den sogenannten Valentinstag, fällt. Geht dieser doch auf zwei Valentins im 3. Jahrhundert, einer Zeit der Christenverfolgung, zurück: Auf Valentin von Terni, der Kranke geheilt haben soll. Und auf Valentin von Rom, der als Priester Liebespaare trotz Verbots christlich getraut haben soll. Er habe den frisch verheirateten Paaren Blumen aus seinem Garten geschenkt und die Ehen, die von ihm geschlossen wurden, sollen der Überlieferung nach unter einem guten Stern gestanden sein.

Lebenskunst
Sonntag, 14.2.2021, 7.05 Uhr, Ö1

Gelingendes Leben

Für mich ist die biblische Erzählung von der Heilung des aussätzigen Menschen vielleicht auch deshalb wichtig geworden, weil sie etwas vom gelingenden Leben erzählt. Wenn ich mich in Schuld verwickele, trete ich aus einer Beziehung heraus. Ich stehe mit mir, mit Gott oder schlicht mit anderen Menschen nicht mehr in Beziehung. Sich zu versöhnen und sich verändern zu wollen, das ist nötig, um gemeinsam weitergehen zu können, diese Erfahrung kenne ich sehr gut.

In unserer Partnerschaft gibt es da einige Regeln: Wir zwei führen solche Gespräche beispielsweise nur bei Tageslicht und ohne Alkoholeinfluss. Wir nehmen uns bewusst Zeit für unsere Beziehung und planen uns Partnerschaftstermine ein. Nur wenn wir versöhnt sind, halten wir die Nähe, die Berührung aus. Und wie gut tut es, gerade in diesen Zeiten, berührt zu werden. Bereit zu sein für die Berührung anderer oder die Berührung durch das Göttliche, das Gute, das mir widerfährt, das sehe ich als spirituelle Haltung. Offen zu sein für Berührung und Beziehung, das könnte meines Erachtens auch eine Idee sein, die vom heutigen Tagesheiligen ausgeht. In diesem Sinn: Alles Gute zum Valentinstag!