Praxis – Religion und Gesellschaft 24.2.2021

Irland: Tausende Babys starben in kirchlichen Heimen

Irland: Bericht enthüllt Kindersterben in kirchlichen Heimen | Metropolit Porfirije neuer serbischer Patriarch | Der vergessene Konflikt am Kaukasus

Irland: Bericht enthüllt Kindersterben in kirchlichen Heimen

Auf einem Gelände in der irischen Kleinstadt Tuam ist eine Gedenkstätte eingerichtet worden. Für 796 Kinder, die unter mysteriösen Umständen im ehemaligen Mutter- und Baby-Heim der Bon-Secours-Schwestern gestorben sind. P.J. Haverty hat hier als Kind jahrelang mit seiner Mutter gelebt und viel Diskriminierung von Heim-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern erleiden müssen.

Anne Harris, die 1970 als Studentin mit 19 Jahren schwanger wurde, hat jahrelang gekämpft, um wieder Kontakt zu ihrem Sohn aufnehmen zu können.

„Zu dieser Zeit gab es für ein schwangeres Mädchen nur zwei Möglichkeiten: entweder so schnell wie möglich zu heiraten oder das Kind zu bekommen und dann zur Adoption freizugeben. Das Kind zu behalten war keine Option und Abtreibungen waren kein Thema, denn sie waren damals in Irland nicht legal", erzählt sie im Praxis-Interview.

Praxis
Mittwoch, 24.2.2021, 16.05 Uhr, Ö1

Zwei Schicksale, stellvertretend für viele. Der kürzlich veröffentlichte Bericht einer unabhängigen Untersuchungskommission über die Vorfälle in irischen Kinderheimen im vergangenen Jahrhundert stellt der Politik und der katholischen Kirche ein verheerendes Zeugnis aus.

Demnach waren in vielen – meist religiös geführten und staatlich kontrollierten Heimen – unverheiratete Frauen und ihre Kinder unter fürchterlichen Bedingungen untergebracht und tausende Babys starben unter widrigen Umständen.

ORF-Korrespondentin Eva Pöcksteiner berichtet aus Irland.

Metropolit Porfirije neuer serbischer Patriarch

Die serbisch-orthodoxe Kirche hat seit 18. Februar ein neues Oberhaupt. Zum 46. Patriarchen wählte die Bischofsversammlung in Belgrad Porfirije Peric, den bisherigen Metropoliten der Diözese von Slowenien und Kroatien mit Sitz in Zagreb.

Er folgt auf den 90-jährigen Patriarchen Irinej, der Ende Dezember an den Folgen einer Corona-Erkrankung verstorben ist. Sein Nachfolger ist um 30 Jahre jünger und gilt als Mann des Dialogs.

Kirche und Staat haben im orthodoxen Serbien ein enges Verhältnis. Porfirije galt im Vorfeld schon als aussichtsreicher Kandidat, zum Teil wegen seiner politischen Nähe zum serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic.

Schon in seiner ersten Predigt betonte Porfirije Peric seinen Willen zu Frieden und Versöhnung und dieser wird angesichts der komplexen Lage auch nötig sein: Der Kirchenkonflikt mit Mazedonien dauert bereits mehr als 60 Jahren, die Beziehungen zur katholischen Kirche sind weiter belastet und haben bisher einen Besuch des Papstes in Belgrad verhindert.

Aus Belgrad berichtet ORF-Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz.

Der vergessene Konflikt am Kaukasus

In Österreich ist die Kaukasusrepublik Georgien durch die Abschiebung einer zwölfjährigen Schülerin und ihrer fünfjährigen Schwester nun wieder in den Fokus gerückt.

Auch nach Armenien wurden in den vergangenen Wochen zwei Jugendliche – eine 20-Jährige und ihr 16-jähriger Bruder- aus Österreich abgeschoben. Maria Harmer wirft im Rahmen einer Online-Pressereise von „Caritas Österreich“ und im Gespräch mit Expertinnen und Experten für das Ö1-Religionsmagazin „Praxis“ einen Blick auf die beiden Länder, in welche die Familien abgeschoben wurden.

Tausende Tote, zehntausende Flüchtlinge, vermintes Gebiet, ein fragiler Waffenstillstand – im vergangenen November sorgte der Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan für Schlagzeilen, als der älteste Sezessions-Konflikt im post-sowjetischen Raum wieder aufflammte.

Einer der „Zankäpfel“ der beiden ehemaligen Teilrepubliken, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion unabhängige Staaten geworden sind, ist die Region Bergkarabach.

Durch die Vermittlung von Wladimir Putin kam es zwischen den verfeindeten Nachbarn zu einem Waffenstillstand, doch insbesondere die Kaukasusrepublik Armenien ist durch den jüngsten Krieg traumatisiert und politisch destabilisiert, immer wieder kommt es zu Zwischenfällen.

Denn vieles in der von Russland vermittelten Vereinbarung blieb ungeklärt, auch hinsichtlich der Grenzverläufe, die nun die neuen Frontlinien zwischen Armenien und Aserbaidschan bilden.

Moderation: Alexandra Mantler