Zwischenruf 28.2.2021, Marco Uschmann

„Jerusalema Challenge“

Menschen tanzen, singen und lachen gemeinsam, und das rund um die Welt – kaum vorstellbar in diesen Pandemiezeiten. Und doch: Dieses globale Phänomen nennt sich „Jerusalema Challenge“. Challenge deshalb, weil die Choreografie des Tanzes erlernt werden will und dann gemeinsam getanzt wird. Natürlich mit Sicherheitsabstand.

Überall auf der Welt, so scheint es, tanzen Menschen zu dem Lied „Jerusalema“. Sie tanzen gemeinsam, sie lachen dabei und sie tun es für einen guten Zweck: „Gemeinsam schaffen wir das“ heißt es dazu.

Alle wissen, was zu schaffen ist – die Pandemie zu besiegen, Kraft zu schöpfen, Kraft zu behalten. Und das gemeinsam. Schön, wenn das mit Tanzen und Lachen geht.

Marco Uschmann, Pfarrer für Öffentlichkeitsarbeit in der Evangelischen Kirche

Wenn man will, könnte man beides als die stärksten Waffen der Menschen bezeichnen. Aber so martialisch will ich gar nicht sein. Schön, wenn Menschen gemeinsam gegen die Krankheit tanzen, umso beeindruckender, wenn dies Krankenschwestern, Pfleger, Ärztinnen und Ärzte tun. Sie werden lange dafür geübt haben und schon dabei viel Freude und Begeisterung erlebt haben.

Auch Pfarrgemeinden sind übrigens bei dieser Challenge dabei. Zu einem globalen Phänomen kann dies natürlich nur mit Hilfe des Internets werden. Also laden die Menschen kurze Filme ihres Tanzens und Mitsingens ins Internet. Wo wiederum Millionen Menschen diese anklicken, mittanzen und mitsingen. Dazu kommt, dass „Jerusalema“ auch ein schönes Lied ist und zum Mitsingen einlädt.

Singen und Tanzen gehört zum Menschsein dazu. Das weiß auch die Bibel. Eine ihrer ältesten Geschichten erzählt davon, wie die Prophetin Mirjam ein Freudenlied singt und dazu tanzt, weil dem historischen Volk Israel die Flucht aus Ägypten gelungen ist. Singend, tanzend – und vermutlich auch lachend – dankt sie Gott, der sie und die ihren befreit hat.

Nun kann man in heutigen Zeiten aber nicht so einfach kommerziell genutzte Lieder ins Internet hochladen. Denn auf diesem Lied liegen selbstverständlich Rechte, die durch Verwertungsgesellschaften vertreten werden.

Das kann man gut oder schlecht finden – es ist zumindest sinnvoll. Denn auf diese Weise kommen Künstlerinnen und Künstler zu ihren Honoraren. Und das ist in diesen Zeiten, in denen kaum Auftritte möglich sind und die Veranstaltungsbranche katastrophale Ausfälle hinnehmen muss, wichtiger denn je.

Schon werden allerdings Stimmen laut, dass die Verwertungsgesellschaften auf die finanziellen Forderungen für die Nutzung von „Jerusalema“ verzichten sollen oder die Erträge spenden.

Vielleicht kann es einen Mittelweg geben – den das Lied wird ja durch die weltweite Nutzung sehr vielen Menschen bekannt. Und das bringt den Rechteinhabern und den Künstlerinnen und Künstlern viele – auch finanzielle – Vorteile. Es heißt, dass sich da bereits, mit unterschiedlichen Tarifen, erste Lösungen anbahnen.

Denn es ist einfach zu schön, Menschen beim Tanzen, Lachen und Singen zuzuschauen und mitzumachen. Gemeinsam hilft dies, der Krankheit zu trotzen, Hoffnung zu schöpfen und Kraft zu gewinnen.

Selbstverständlich muss der Pandemie mit aller Ernsthaftigkeit und Anstrengung begegnet werden. Dazu gehören auch einschneidende und empfindliche Maßnahmen, wie Reisebeschränkungen beispielsweise. Aber es kann helfen, und dazu reicht es, die Bilder der Tanzenden nur anzuschauen, auch einmal selber zu tanzen. Denn Leichtes hilft, manches leichter zu nehmen.