LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen 7.3.2021

Mut zu prophetischem Handeln

Maria Schlackl und der Verein „Solwodi“ | Jüdische Frauen helfen Flüchtlingen | Einblicke in die indische Mystik | Bibelessay von Thomas Hennefeld

Mut zu prophetischem Handeln – Die katholische Ordensfrau und Menschenrechtsaktivistin Maria Schlackl

Mit dem Wunsch, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen, ist Maria Schlackl als 19-Jährige in die „Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Heiland“ eingetreten und „Salvatorianerin“ geworden. Jahrzehntelang war die spirituell tiefsinnige und humorvolle katholische Ordensfrau in Pfarren und im Gesundheitsbereich tätig.

Lebenskunst
Sonntag, 7.3.2021, 7.05 Uhr, Ö1

Mit 61 Jahren, in einem Alter, in dem sich andere zur Ruhe setzen, hat die ausgebildete Kindergartenpädagogin und Erwachsenenbildnerin ein neues Projekt gestartet und den Verein „Solwodi Linz“ („Solidarity with Women in Distress“) gegründet. Ihr Einsatz gilt besonders Frauen, viele davon Migrantinnen, die Opfer von Menschenhandel, sexueller Gewalt und Ausbeutung geworden sind. Schwester Maria Schlackl versteht sich stellvertretend als deren „klare Stimme in der Öffentlichkeit“, ausgestattet mit „Mut zu prophetischem Handeln“. Maria Harmer hat sie vor dem Internationalen Frauentag in ihrem Ordenshaus in Linz besucht.

Shalom Alaikum! – Hilfe für geflüchtete Menschen

Shalom Aleichem und Salam Alaikum sind hebräische und arabische Grußformeln, die beide „Friede/Wohlergehen sei mit Dir/Euch“ bedeuten. Aus beiden Sprachen haben jüdische Frauen in Wien den Namen „Shalom Alaikum“ gebildet und so den ehrenamtlichen Verein genannt, den sie gegründet haben: Es sind das die Medizinerin Golda Schlaff, die PR-Beraterin und langjährige Chefredakteurin des offiziellen Organs der Israelitischen Kultusgemeinde Wien „Die Gemeinde“, Sonia Feiger, die Unternehmensberaterin Miriam Tenner und die Sprachwissenschaftlerin Verena Krausneker. Gemeinsam begleiten sie neben nach Wien geflüchteten Familien auch Menschen, die kürzlich Asyl bekommen haben und dabei sind, ihr Leben in Wien aufzubauen.

Der Verein Shalom Alaikum möchte, so die Frauen, auf Augenhöhe helfen, Beratung, Trost und Unterstützung bieten, langfristig gute Nachbarschaften aufbauen und dabei auch antisemitische Vorurteile abbauen, wie es sie unter manchen Flüchtlingen gibt. Die ehrenamtlichen Helferinnen stehen für das Miteinander der Religionen ein, ihr Credo ist: nicht wegsehen und nicht schweigen bei menschlichem Leid und sozialer Ungerechtigkeit. Ein Porträt von Judith Strauss anlässlich des Internationalen Frauentages.

„Vertieft in Seine Liebe“ – Einblicke in die indische Mystik

Die Vorstellung und Erfahrung einer „Mystischen Hochzeit“ oder „Unio Mystica“, einer „geheimnisvollen Vereinigung der Seele mit Gott“ taucht in vielen Religionen auf. Sowohl in Judentum, Christentum und Islam als auch in den indischen Traditionen findet sich die Sehnsucht nach intensivem Erleben von Spiritualität, danach, sich mit dem Göttlichen oder etwas Absolutem zu vereinen. Das spiegelt auch der Mystik-Schwerpunkt von ORF Religion und Ethik multimedial in einer der Innenschau gewidmeten Zeit, wie sie die vorösterliche Fastenzeit sein kann.

Für die Ö1-Sendungen LEBENSKUNST und TAO hat sich Kerstin Tretina mit den indischen Traditionen auseinandergesetzt: In Indien entstanden vor Jahrtausenden die farben- und facettenreichen Hindu-Religionen mit ihren drei monotheistischen Hauptrichtungen Vishnuismus, Shivaismus und Shaktismus; darüber hinaus auch der Buddhismus, der Jainismus, der Sikhismus und viele mehr. Mittlerweile haben sich die verschiedenen Traditionen auf so gut wie allen Erdteilen und in vielen Ländern verbreitet. Eine besondere Strömung der indischen Mystik wird im großen Hindutempel im Süden von Wien, in Traiskirchen, gelebt und praktiziert: eine Liebesmystik, in der sich die fortgeschrittene Schülerin, der Schüler an eine personale Gottheit wie Krishna richtet.

Gottes geliebte Kinder – Bibelessay zum Epheserbrief 5,1-2,8-9

Am sogenannten „3. Fastensonntag“, in der evangelischen Kirche „3. Sonntag der Passionszeit“ genannt, wird in evangelischen Kirchen ein Text aus dem neutestamentlichen Epheserbrief gelesen. Der Autor dieses gegen Ende des ersten Jahrhunderts verfassten Schreibens fordert seine Leser/innen dazu auf, dem Beispiel Gottes zu folgen und ermutigt sie damit, ein Leben in der Liebe zu führen: Thomas Hennefeld, Superintendent der evangelisch-reformierten Kirche in Österreich, beschreibt diese „Imitatio Dei“ als eine Haltung des Hineindenkens, Hineinlebens und Hineinliebens, das zu Wahrheit, Güte und Gerechtigkeit führt.

Bibelessay zu Epheserbrief 5,1-2.8-9

Redaktion & Moderation: Doris Appel

Buchhinweise:

  • S. N. Dasgupta, „Indische Mystik“, Verlag Adyar 1998
  • Gavin Flood, „The truth within: a history of inwardness in Christianity, Hinduism, and Buddhism“, Oxford University Press 2013
  • Katharina Ceming, „Einheit im Nichts: die mystische Theologie des Christentums, des Hinuismus und Buddhismus im Vergleich“, Edition Verstehen 2004
  • Guntram Franz Ferstl, „Buddhismus aus der Mitte – Lehren Schulen MystikerInnen Wissenschaft“, Verlag BoD 2020
  • Garma C. C. Chang, „Die buddhistische Lehre von der Ganzheit des Seins“, Verlag O. W. Barth 1989
  • Garma C. C. Chang, „Die Praxis des Zen“, Aurum Verlag 1982
  • Lama Anagarika Govinda, „Grundlage tibetischer Mystik“, Fischer Taschenbuchverlag
  • Chögyal Namkhai Norbu, „Dzogchen – Der Weg des Lichts“, Windpferd Verlag