LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen 14.3.2021

Zeit für Wesentliches und für Neuanfang

Zugänge zum (christlichen) Fasten | Kremsmünster und sein ranghöchster Fischer | Jüdisches Leben im Salzkammergut | Bibelessay von Gerhard Langer

Zeit für Wesentliches und für Neuanfang – (Christliche) Zugänge zum Fasten

Zeitweiliger Nahrungsverzicht gilt als Jungbrunnen für alle Zellen im Körper. Doch Fasten kann mehr sein als bloßes Nicht-Essen und hat nicht nur Auswirkungen auf den Körper, sondern auch auf den Geist. Nicht zuletzt deshalb mag es in vielen Religionen und Traditionen Tage und Zeiten des Fastens geben.

Lebenskunst
Sonntag, 14.3.2021, 7.05 Uhr, Ö1

Im westlichen Christentum hat mit dem Aschermittwoch eine Fastenzeit begonnen, die 40 Tage dauert (die Sonntage werden dabei nicht mitgezählt) und auf das Auferstehungsfest Ostern vorbereiten soll: als eine Zeit der Vereinfachung, des Innehaltens, der Besinnung und des Neuanfangs; eine Zeit, den eigenen Lebensstil zu überdenken und bewusster zu leben. Maria Harmer hat für LEBENSKUNST am „Vierten Fastensonntag“ bei der Neurowissenschaftlerin Manuela Macedonia, dem Arzt und Theologen Johannes Huber sowie der Zisterzienserin Mutter Ancilla aus Marienkron erfragt, was für sie Fastenzeit bedeuten kann.

Reicher Fang im Traunviertel – Kremsmünster und sein ranghöchster Fischer

Weil Fasten besonders auch für Menschen im Kloster einen hohen Stellenwert hatte und hat – und damit der Verzicht auf Fleisch – waren und sind Fische im Benediktinerstift Kremsmünster von Bedeutung. Die Fischzucht ist eines der wirtschaftlichen Standbeine und eine theologische Metapher für die Tätigkeit der katholischen Mönche, waren doch auch die ersten Anhänger des Jesus von Nazareth Fischer in Galiläa.

Abt Ambros Ebhart im barocken Fischkalter von Kremsmünster
ORF/Maria Harmer
Abt Ambros Ebhart im barocken Fischkalter von Kremsmünster

Neben Gemäldegalerie, Tassilo-Kelch, Stiftskirche samt Gunthergrab, Stiftsbibliothek, Sternwarte und manchen Kostbarkeiten mehr, hat das im Jahr 777 gegründete Kloster im oberösterreichischen Traunviertel auch einen sogenannten „Fischkalter“.

Im Stil des Barock von Carlone und Prandtauer erbaut, zählt er zu den architektonischen Besonderheiten des Stiftes. In fünf Fischbecken tummeln sich die unterschiedlichsten Arten von Fischen. Kunstvolle Säulengänge umgeben die Becken, aus überlebensgroßen Statuen fließt ständig frisches Wasser nach. Abt Ambros Ebhart hat Maria Harmer dieses hinter einer unscheinbaren Fassade verborgene architektonische Kleinod gezeigt und mit ihr nicht nur im theologischen Sinn über Fische und Fischen gesprochen.

Zwischen Gmunden und Bad Ischl – Jüdisches Leben im Salzkammergut

9 x Österreich heißt es immer wieder auf Ö1 – und: Erkundungen in Österreichs Bundesländern. Derzeit ist die Aufmerksamkeit Oberösterreich gewidmet. Mit seinen knapp eineinhalb Millionen Einwohner/innen ist es das drittgrößte Bundesland Österreichs. Es weist ein fruchtbares Spannungsverhältnis auf von einerseits Forschung und Innovation (nicht umsonst hat die Ars Electronica hier ihren Sitz) und andererseits Traditionsbewusstsein und Brauchtumspflege.

Dem gegenüber weniger bekannt ist die Geschichte der religiösen Minderheiten im Land. Allenfalls weiß man noch von den Geheimprotestant/innen, die zur Zeit der Gegenreformation unter hohem Risiko ihre Lesart des Christentums im Verborgenen bewahrt, gepflegt und weitergegeben haben. Kaum bekannt ist, dass die Stadt Steyr einst Zentrum des waldensischen Glaubens war. Mitglieder dieser mittelalterlichen Armutsbewegung und Wegbereiter der Reformation hatten sich hier niedergelassen – bis zur gewaltsamen Auflösung der Gemeinde.

Und auch über das Judentum in Oberösterreich ist, abgesehen von der Linzer Synagoge, nicht allzu viel bekannt. Tatsächlich ist die Präsenz des Judentums heute nicht sehr ausgeprägt, was auf die Verfolgung und Ermordung jüdischer Menschen durch das NS-Regime zurückzuführen ist. Denn vor der Zeit des Nationalsozialismus gab es vielfältiges jüdisches Leben, nicht nur in der Landeshauptstadt, sondern auch im Salzkammergut und in Zusammenhang mit der Sommerfrische. Eine akustische Zeitreise von Brigitte Krautgartner mit der Historikerin Tina Walzer.

Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht – Bibelessay zu Johannes 3,14-21

Am sogenannten Vierten Fastensonntag ist in katholischen Kirchen ein Bibeltext aus dem Johannesevangelium vorgesehen, der ein Gespräch des Jesus von Nazareth mit einem Angehörigen der jüdischen Glaubensgruppe der Pharisäer, Nikodemus, wiedergibt. Alle Jüdinnen und Juden sollten als ein „reines und heiliges Volk“ leben und so das Kommen des Messias und den Anbruch der Herrschaft Gottes erwarten, könnte man die Ausrichtung der Pharisäer zusammenfassen, denen übrigens ebenso Paulus angehört hatte. Der Glaube an den Messias, übersetzt Christus, ist auch das Thema des Gesprächs. Doch nicht allein: Es geht zudem um das richtige Handeln, streicht der katholische Theologe und Professor für Judaistik, Gerhard Langer, heraus.

Bibelessay zu Johannes 3,14-21

Redaktion & Moderation: Doris Appel

Buchhinweise:

  • Manuela Macedonia, „Iss dich klug! Und dein Gehirn freut sich“, Verlag Ecowin
  • Johannes Huber, Bernd Österle, „Die Anti-Aging-Revolution – Spielend schlank, länger jung“, Verlag edition a
  • Johannes Huber, Christian Gruber, Doris Grube,: „Länger leben mit den Weisheiten der Klöster. Uraltes Wissen, nach den neuesten Gesichtspunkten überprüft“, Verlag Jentzsch
  • Johannes Huber, Walter Thirring, „Baupläne der Schöpfung. Hat die Welt einen Architekten?“, Verlag Seifert
  • Johannes Huber, „Es existiert – Die Wissenschaft entdeckt das Unsichtbare“, edition a
  • Johannes Huber, „Der holistische Mensch – Wir sind mehr als die Summe unserer Organe“, edition a
  • Johannes Huber, „Woher wir kommen. Wer wir sind. Wohin wir gehen. – Die Erforschung der Ewigkeit“. edition a