Samstag, 20.3.2021, Karl Sigmund

Goldenes Zeitalter der Mathematik

„Mach dir keine Sorgen wegen deiner Schwierigkeiten mit der Mathematik“, so tröstete Albert Einstein ein Schulmädchen. „Ich kann dir versichern, dass meine Schwierigkeiten noch viel größer sind.“

Tatsächlich, Mathematik ist nicht leicht. „Es gibt keinen Königsweg zur Mathematik“, das sagte schon Euklid. Der Weg ist steinig und steil. Aber er eröffnet Einblicke und Ausblicke, die einmalig sind. Die Erkenntnisse der Mathematik haben kein Ablaufdatum. Die alten Griechen glaubten allerhand Unsinn, wie dass die Welt aus vier Elementen besteht und die Götter auf dem Olymp wohnen. Heute können wir über derlei nur lächeln. Aber die Geometrie der Griechen strahlt so hell wie am ersten Tag. Es sind unzählige mathematische Erkenntnisse neu dazugekommen – unter anderem, dass es viele andere Geometrien neben der des Euklid gibt – doch nichts musste zurückgenommen werden.

Karl Sigmund
ist Mathematiker

Erkenntnisse für die Ewigkeit

Weil in der Mathematik nichts weggeworfen wird und immer mehr dazu kommt, kann in der Schule nur ein Bruchteil behandelt werden. Dieser Stoff ist Jahrhunderte alt. Deshalb die unter Laien weitverbreitete Ansicht, dass man in der Mathematik nichts Neues mehr finden kann. Völlig falsch! Gegenwärtig sind weit mehr Mathematikerinnen und Mathematiker tätig als in allen Jahrhunderten vorher zusammengenommen, es gibt viele hunderte wissenschaftlicher Journale, ein Sechstel aller Ausgaben für Grundlagenforschung fließt in die Mathematik, obwohl sie kaum Labors und Großgeräte braucht, und jährlich werden Millionen neuer Theoreme entdeckt.

Das goldene Zeitalter der Mathematik findet jetzt statt. Nichts wächst rascher als die Mathematik, und nichts ist dauerhafter. Die Erkenntnisse der Mathematik gelten für die Ewigkeit und sie werden gefeiert an einem Tag: dem Internationalen Tag der Mathematik.

Musik:

Boston Pops Orchestra unter der Leitung von John Williams: „Pavane op. 50 in fis-moll“ von Gabriel Faure
Label: Philips 4327902