LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen 28.3.2021

Palmsonntag, Pessach & mehr

Begegnungen mit drei Persönlichkeiten aus drei Religionen

Der jüdische Seelenfreund – Gemeinderabbiner Lior Bar-Ami

Seit 2017 ist Lior Bar-Ami Gemeinderabbiner der liberalen und am progressiven Judentum orientierten jüdischen Gemeinde „Or Chadasch“, übersetzt „Neues Licht“. Gegründet vor 30 Jahren und beheimatet im 2. Bezirk Wiens, ist Or Chadasch eine internationale Gemeinde, in der der in Deutschland geborene junge Rabbiner eine neue Heimat gefunden hat. Der Wahl-Wiener gibt Einblicke in seinen Arbeitsalltag als Rabbi sowie in seinen biografischen Werdegang und verrät, was er am Rabbinersein liebt: Dass er vielen Menschen ein Seelenfreund sein darf.

Anlässlich des jüdischen Pessachfestes, das heuer am Abend des 27. März beginnt, bis zum Abend des 4. April dauert und an den Auszug der Israeliten aus dem „Sklavenhaus“ Ägypten erinnert, erklärt Lior Bar-Ami die Bedeutung verschiedener ritueller Speisen: Sie werden traditionell zum Auftakt des Festes nach einer bestimmten Ordnung („Seder“) am sogenannten Sederabend eingenommen. Dabei hat er auch seinen ganz persönlichen und zudem kulinarischen Zugang Judith Strauss mitgeteilt.

Hinhören auf das, was Gott mir sagt – Die katholische Ordensfrau Christine Rod

„Gott“ ist für sie „der Freund des Lebens; der lebendig macht“: In einer Weinviertler Familie ist sie mit dem christlichen Glauben aufgewachsen, erzählt Sr. Christine Rod (geboren 1959), die Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz. Der Priester, der damals ihre religiöse Sozialisation entscheidend mitgeprägt hat, war der spätere Bischof Helmut Krätzl – in jungen Jahren Pfarrer in Laa an der Thaya, wohin er die Ideen des Zweiten Vatikanischen Konzils ganz frisch mitgebracht hatte.

Lebenskunst
Sonntag, 28.3.2021, 7.05 Uhr, Ö1

Theologiestudium, Pläne, Religionslehrerin zu werden, dann Tätigkeit in der Seelsorge als Pastoralassistentin, eine Phase der Entscheidung – und schließlich der Eintritt in die Ordensgemeinschaft der „Missionarinnen Christi“. Die steht im Geist des Ignatius von Loyola, des Gründers des Jesuitenordens. Hier gehe es ohne Schnörkel und kitschigen Zierrat darum, Jesus Christus und seine Botschaft von Mystik und Politik, von Spiritualität und sozialer Verantwortung, ins Zentrum zu rücken – und das spricht Christine Rod besonders an.

„Missionarin“, das ist für sie „eine, die anderen Menschen anbietet, was sie selber leben lässt und was sie vom Glauben begriffen hat“, übrigens ohne Ordenskleidung, sondern in Jeans oder Rock und Pullover. Über ihre Tätigkeit, aber auch, wie sie das Osterfest und die so besonderen Kartage davor ganz bewusst lebt, hat sie mit Brigitte Krautgartner gesprochen.

Im Ein-Klang mit der Natur – Der Buddhist und Landschaftsökologe Thomas Klien

Ein alter, liebevoll revitalisierter Vierkanthof in den Hügeln des oberösterreichischen Almtals: Der für die Gegend typische Hof ist seit 2004 Sitz des „Rangjung Yeshe Gomde“, eines wichtigen Zentrums für die Praxis und das Studium des Tibetischen Buddhismus. Hier hat der in der tibetischen Tradition praktizierende Buddhist und Landschaftsökologe Thomas Klien eine spirituelle Heimat gefunden – und mit dem sogenannten „Bodhi-Pfad“ und dem „Bodhi-Wald“ ein Projekt geschaffen, das ihm besonders am Herzen liegt.

„Bodhi“ ist Sanskrit und steht für „Erwachen“, „Erleuchtung“, für einen Erkenntnisweg. Gemeinsam mit Maria Harmer geht Thomas Klien auf diesem Pfad durch den Wald und erklärt, warum ihm die Natur eine wunderbare Lehrerin für die buddhistische Praxis auf dem Weg zu tiefem Verstehen und Mitgefühl ist.

„Dein König kommt demütig und reitet auf einem Esel“ – Bibelessay zu Markus 11,1-11

„Juble laut, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft; er ist demütig und reitet auf einem Esel“, heißt es schon beim Propheten Sacharja in der Hebräischen Bibel. Die Autoren der Evangelien, so auch Markus in seinem 11. Kapitel, nehmen darauf Bezug, wenn sie den Einzug des Jesus von Nazareth in Jerusalem schildern, woran am Palmsonntag, zu Beginn der Karwoche, erinnert wird.

Am Ende dieser Woche wird Jesus von der römischen Besatzungsmacht gekreuzigt werden; der (theologische) Vergleich zu den Pessach/Passah-Lämmern, die anlässlich des Pessach-Festes geschlachtet wurden, scheint sich aufzudrängen. Prophetinnen und Propheten setzen symbolische Handlungen, um die Menschen auf die Konsequenzen ihres Handelns aufmerksam zu machen, meint die Feldkircher Theologin und Psychoanalytikerin Helga Kohler-Spiegel.

Religionshistorisch naheliegend, hat doch laut biblischer Überlieferung Jesus mit seinen Anhängern das Pessachmahl als „letztes Abendmahl“ gefeiert: Zeitgleich mit der christlichen Karwoche begehen Jüdinnen und Juden das Pessachfest, im Gedenken an den Exodus, den Auszug aus dem „Sklavenhaus“ Ägypten. Palmsonntag und Pessach, so meint Helga Kohler-Spiegel, können daran erinnern, einen Beitrag zu einer gerechteren, freieren und friedvolleren Welt zu leisten.

Bibelessay zu Markus 11,1-11

Moderation: Martin Gross
Redaktion: Doris Appel