Samstag, 3.4.2021, Manfred Scheuer

Mit österlichen Augen

Die Dramatik des Karfreitags liegt am Karsamstag hinter uns. Die Feier des Osterfestes ist erst morgen am Ostersonntag. Dazwischen liegt die Grabesruhe Jesu.

Der Theologe Johann Baptist Metz erkennt im Zusammenhang mit dem Karsamstag eine sich daraus ergebende Verpflichtung, sich der Trauer der konkreten Menschen auszusetzen: Sich der zerstörten, gebrochenen und verzweifelten Menschen anzunehmen und deren Leid als solches wahrzunehmen.

Erinnerung an das Eingreifen Gottes

Jede und jeder von uns ist im Alltag und in den Medien mit so viel Unrecht und Gewalt konfrontiert. Nicht zuletzt beschäftigt uns die Corona-Pandemie mit ihren Folgen für den einzelnen und die Gesellschaft. Nicht wegschauen, wir dürfen dieses Leid nicht mit österlichen Floskeln wegschieben, aber doch mit österlichen Augen wahrnehmen.

Manfred Scheuer
ist katholischer Bischof der Diözese Linz

Ostern ist die Erinnerung an das Eingreifen Gottes in die Geschichte des Menschen. Diese Erinnerung ist mit der großen Hoffnung verbunden: Die Hoffnung, dass trennende Mauern des Misstrauens und der Angst, dass Barrieren des Andersseins und der Fremdheit, dass alle kaputtmachenden Kräfte und Mächte, dass Egoismus und Tod, dass alle Teufelskreise der Lüge und des Bösen überwunden werden. Die Hoffnung, dass Gewalt auch in diesem Leben nicht das letzte Wort hat. Schließlich die Hoffnung, dass die Pandemie besiegt werden kann und dass die durch sie gerissenen Wunden heilen.

Nicht nur die Natur blüht zu Ostern auf. Jesu Hinterlassenschaft ermöglicht blühendes Leben. „Es blüht hinter ihm her“, bringt es Hilde Domin ins Bild. Oder mit den Worten Jesu gesprochen: „Ich will, dass ihr das Leben habt und dass ihr Leben in Fülle habt“ (Joh 10,10).

Musik:

Sinfonia Varsovia und Polnisches Radio Orchester unter der Leitung von Tadeusz Karolak: „Aimee & Jaguar“ aus: AIMEE & JAGUAR / Original Filmmusik von Jan A. P. Kaczmarek, bearbeitet von Pezter Golug
Label: Red Moon/EastWest ew 3984264072