Praxis – Religion und Gesellschaft 31.3.2021

Zusammenhalt trotz Corona

Ende der Solidarität? | Uta Ranke-Heinemann gestorben | Zeitschriften mit und ohne „Migrationshintergrund“

Corona: Ende der Solidarität?

Balkonkonzerte und Nachbarschaftshilfe – mit diesen engagierten Aktionen aus dem ersten Lockdown scheint es nun vorbei zu sein. Nach einem „Corona-Jahr“ ist die anfängliche Solidarität einer großen Müdigkeit und Gereiztheit gewichen. Die einen pfeifen zunehmend auf alle Sicherheitsregeln, die anderen dokumentieren das penibel mit Stift und Handy-Kamera. Zudem tobt ein regelrechter Kampf um Impfstoffe innerhalb der EU und weltweit, in dem ärmere Regionen deutlich schlechter abschneiden. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie sind selbst für reiche Staaten eine Herausforderung, in den Ländern des sogenannten globalen Südens sind die Folgen noch schlimmer.

Praxis
Mittwoch, 31.3.2021, 16.05 Uhr, Ö1

Dabei könnten Krisen wie die Pandemie oder die Klimaerwärmung viel leichter bewältigt werden, wenn der Zusammenhalt größer wäre. Droht ein Verlust der letzten Reste von Solidarität unter den Staaten ebenso wie unter einzelnen Menschen oder sind Begriffe wie das Gemeinwohl ohnehin schon veraltet?

Judith Fürst hat darüber mit der Philosophin und Publizistin Lisz Hirn, mit Kurt Remele, Professor am Institut für Ethik und Gesellschaftslehre an der Karl-Franzens-Universität Graz und mit Magdalena Holztrattner, ehem. Direktorin der Katholischen Sozialakademie Österreich und Ressortverantwortliche für Pädagogik und Pastoral im Verein für franziskanische Bildung gesprochen.

Uta Ranke-Heinemann – Die streitbare Theologin ist gestorben

„Wie nur hat die heilige Mutter Kirche es angestellt, eine so unerbittliche, intelligente und beißend ironische Theologin hervorzubringen?“, hat die italienische Zeitung „La Repubblica“ einst gefragt. Uta Ranke-Heinemann war Anfang der 1970er-Jahre die erste Frau – weltweit – auf einem Lehrstuhl für katholische Theologie. Weil sie die Jungfrauengeburt in einem biologischen Sinn leugnete, wurde ihr 1987 die kirchliche Lehrbefugnis entzogen.

Viele der Themen, die die streitbare Professorin in ihren Büchern und in Talkshows angesprochen hat, sind heute unverändert aktuell, angesichts des vatikanischen Verbots von Segnungen homosexueller Paare oder Debatten über die Rolle von Frauen in der römisch-katholischen Kirche. Ranke-Heinemann hat schon damals scharfe Kritik am Zölibat und der kirchlichen Sexualmoral geübt. Ihr Buch „Eunuchen für das Himmelreich – Katholische Kirche und Sexualität“ wurde 1988 zum Weltbestseller. Zugleich hat sich die Pazifistin und Ikone der Linken in der Friedensbewegung engagiert. Vor wenigen Tagen ist Uta Ranke-Heinemann mit 93 Jahren verstorben. Rebecca Hillauer über eine Vorreiterin, Kirchenrebellin und Friedensaktivistin.

Biber, Fresh und Co – Zeitschriften mit und ohne „Migrationshintergrund“

Die Zeitschrift „Qamar“, die sich primär an eine muslimische Zielgruppe richtet, ist ganz neu auf dem Markt. „Biber“ und „Fresh“ gibt es schon länger. Und die „Chefredaktion“ von Melissa Erkurt geht auf Instagram neue Wege. Klassische Magazine oder Auftritte in den Sozialen Medien – dieses Segment des Journalismus eint, dass sich diese Medien dezidiert an Menschen mit „Migrationshintergrund“ richten und auch meist von solchen gemacht werden.

Doch nicht einmal das lässt sich gänzlich verallgemeinern: Um „Black Austrian Lifestyle“ geht es im Magazin „Fresh“ und vor kurzem ist die dritte Ausgabe der Zeitschrift „Qamar“ erschienen, deren Gründer Muhamed Beganovic erklärt, man wolle zeigen, dass Musliminnen und Muslime keine homogene Gruppe seien, die nur Religion kenne und sonst nichts, sondern die Vielfalt in den Vordergrund stellen. Mariella Kogler hat sich einige sogenannte „Migrant/innenmedien“ angesehen. Was können sie, was wollen sie leisten? Und wie stehen die Chancen für Menschen mit Migrationshintergrund, in etablierten Medien Fuß zu fassen?

Moderation: Alexandra Mantler

Buchhinweise:

  • Kurt Remele, „Es geht uns allen besser, wenn es allen besser geht. Die ethische Wiederentdeckung des Gemeinwohls“, Verlag Grunewald
  • Uta Ranke-Heinemann, „Eunuchen für das Himmelreich. Katholische Kirche und Sexualität von Jesus bis Benedikt XVI.“, Verlag Heyne