Lebenskunst – Begegnungen am Sonntagmorgen 4.4.2021

„Und dann war Jesus nicht mehr tot“

Ostern mit Kindern feiern und verstehen | Die Wiener Hofmusikkapelle und die musikalische Botschaft von Ostern | Erlösung und Auferstehung in der Lyrik | Bibelessay von Susanne Heine

„Und dann war Jesus nicht mehr tot“ – Ostern mit Kindern feiern und verstehen

Ostern ist ein Fest, das sich bei Kindern großer Beliebtheit erfreut: Es gibt Süßigkeiten, man kann Eier suchen, alles ist mit herzigen Häschen geschmückt. Der Hintergrund des Osterfestes freilich ist nicht so leicht verständlich. Wie das Geschehen von Ostern erklären? Brigitte Krautgartner hat bei Familie Schröckenfuchs nachgefragt, Mutter Yvonne ist Palliativbeauftrage in der Caritas-Hauskrankenpflege und Vater Stefan Superintendent der evangelisch-methodistischen Kirche, die es seit genau 150 Jahren auch in Österreich gibt.

Lebenskunst
Ostersonntag, 4.4.2021, 7.05 Uhr, Ö1

Eines sei gleich vorweggenommen: Auch bei den Schröckenfuchs-Kindern stehen Schokolade und Eiersuchen hoch im Kurs. Aber sie lieben zudem das Osterfeuer, in dessen Schein biblische Geschichten gelesen und österliche Lieder gesungen werden, in einer Nacht des Übergangs vom Dunkel zum Licht, vom Tod zum Leben, von der Trauer zur Freude. Und sie beschäftigen sich mit theologischen Fragen, so etwa die 8-jährige Tabea, die wissen möchte, wer den Stein weggerollt hat, der nach der Auferweckung des Jesus aus Nazareth vor dem leeren Grab gelegen ist. Seither verehren diesen Jesus weltweit Menschen als Christus, wie die lateinische Übersetzung von Maschiach/Messias lautet. Nicht nur bei Familie Schröckenfuchs: Für Diskussionsstoff und einen lebendigen Austausch ist gesorgt.

Eine Kapelle in der Kapelle – Die Wiener Hofmusikkapelle und die musikalische Botschaft von Ostern

In der „Nacht der Nächte“ und am Morgen nach der Osternacht erschallt es wieder, das Gloria, das in vielen Kirchen mehr als sechs Wochen, in der Fastenzeit, nicht zu hören war. Grandios und reflektierend gleichzeitig in Mozarts Krönungsmesse, das hätte auch gern die Wiener Hofmusikkapelle intoniert. Doch sie muss coronabedingt noch etwas warten.

Eine Kapelle in der Kapelle, eine Musikkapelle in einem – höchst traditionsreichen – Kirchenraum: Wenn die Pandemieauflagen es erlauben, wird seit mehr als 500 Jahren jeden Sonntag im Herzen Wiens, in der Kapelle der Wiener Hofburg, oberhalb der Kaiserlichen Schatzkammer, eine katholische Messe gefeiert. Einzigartig ist bis heute die musikalische Gestaltung dieser Gottesdienste. Denn das Ensemble der dort musizierenden Wiener Hofmusikkapelle besteht aus den Wiener Sängerknaben, Mitgliedern des Herrenchors der Wiener Staatsoper und der Wiener Philharmoniker sowie der Choralschola der Wiener Hofburgkapelle.

Maria Harmer hat mit Direktor Jürgen Partaj und mit Mitwirkenden gesprochen, ist auf die Orgelempore der Hofburgkapelle geklettert und hat deren Rektor, den Generalsekretär der Österreichischen katholischen Bischofskonferenz, Peter Schipka, nach der österlichen Botschaft von Musik gefragt. Ein Vorgeschmack auf eine musikalische Auferstehung nach Ostern: Am 18. April wird die Wiener Hofmusikkapelle mit der Piccolomini-Messe von Wolfgang Amadeus Mozart den Sonntagsgottesdienst feiern. (Die Messe wird am 18.4. um 10.00 in ORF III übertragen.)

Langes Hoffen, großes Sehnen – Erlösung und Auferstehung in der Lyrik

„Uhr ohne Zeiger, der Kompass hat keine Magnetnadel“, schreibt die Lyrikerin Rose Ausländer in ihrem Gedicht „Passah II“, das sich auf Pessach und Ostern bezieht. Ohne Zeitstruktur, mit wenig Zukunft, so erscheint vielen Menschen das bisherige von Lockdowns geprägte Corona-Jahr. Langes Hoffen, großes Sehnen: Wie – zum zweiten Mal – Erlösung und Auferstehung feiern in einer durch ein Virus so begrenzten und beengten Welt? Judith Strauss sucht mit der literaturaffinen evangelischen Theologin und Pfarrerin Clarissa Breu nach Antworten bei Dichterinnen und Dichtern von Johann Wolfgang von Goethe über Rose Ausländer und Paul Celan bis zu Amanda Gorman.

Um des Lebens willen: Von der Auferstehungskultur „Ostern“ – Bibelessay zu 1 Korinther 15,12-14

Am Ostersonntag ist in evangelischen und katholischen Kirchen die Erzählung vom Auffinden des leeren Grabes durch Frauen aus der Gefolgschaft des Jesus aus Nazareth zu hören, wie sie die Evangelien in Varianten berichten. Einer älteren Quelle wendet sich indes die evangelische Theologin und Religionspsychologin Susanne Heine zu, einem Text von Paulus, geschrieben im Jahr 54. In seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth widmet er dem Thema Auferstehung das ganze Kapitel 15.

„Religion ist keine Nachricht über die Wirklichkeit, sondern erzählt von einer Haltung, die ich gegenüber der Wirklichkeit einnehmen kann, um nicht in Depression zu fallen“, bemerkt Susanne Heine dazu. Für sie ist Ostern ein Fest der Zuversicht, dass die Schrecken der Welt nicht das letzte Wort haben. Es fordere dazu heraus, der realen Todeswelt eine Auferstehungskultur einzuschreiben: Arme versorgen, Leidenden beistehen, Fremde aufnehmen. Und das ohne zu fragen, sind die das wert, gewinne oder verliere ich dadurch Wählerstimmen? Nein, einfach so – um des Lebens willen.

Bibelessay zu 1 Korinther 15,12-14

Redaktion & Moderation: Doris Appel

Literaturhinweise:

  • Paul Celan, „Sprachgitter“, Verlag S. Fischer
  • Helmut Braun (Hg.), „Rose Ausländer. Gesammelte Werke in sieben Bänden und einem Nachtragsband. 1984 – 1990“, Verlag S. Fischer
  • „Heller als Licht. Biblische Gedichte“, Echter Verlag
  • Johann Wolfgang von Goethe, „Faust I“, Verlag Reclam