LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen 11.4.2021

Den Fragen des Lebens nachgespürt

Der 82-jährige Vorarlberger Seelsorger Elmar Simma | Muslimische und alevitische Zugänge zum Alter | Ein flotter Spaziergang mit Topsy Küppers | Bibelessay von Josef Schultes

Den Fragen des Lebens nachgespürt – Der 82-jährige Vorarlberger Seelsorger Elmar Simma

Er ist kein Theoretiker, steht mit beiden Beinen fest auf der Erde – und ist mit den Gedanken dennoch oft im Himmel: der 1938 in Rankweil in Vorarlberg geborene Priester und langjährige Jugendseelsorger der katholischen Diözese Feldkirch, Elmar Simma. „Warum soll ich noch leben? Was gibt mir innere Kraft? Was kann ich gegen meine Einsamkeit tun? Was ist im Leben wesentlich?“

Lebenskunst
Sonntag, 11.4.2021, 7.05 Uhr, Ö1

Diese und andere existenzielle Fragen haben Menschen dem charismatischen Seelsorger in unzähligen Begegnungen gestellt. Und nun, älter, offener, weiter, und – wie er sagt – „menschlicher“ geworden, gibt Simma in seinem neuesten Buch „Damit sich alles gut fügt – Den Fragen des Lebens nachgespürt“ wieder Antworten. Doch nicht nur in Buchform – sondern anlässlich des Ö1-Schwerpunktes „Gewonnene Jahre. Neue Wege ins Alter“ auch im Gespräch mit Maria Harmer.

Von Tradition und Veränderung – Muslimische und alevitische Zugänge zum Alter

Traditionell war und ist das Alter in islamisch geprägten Kulturen eher positiv besetzt, weil es in Verbindung mit Weisheit und Erfahrung gesehen wird. Bis heute genießen alte Menschen Verehrung in Gesellschaft und Familie – und zwar unabhängig vom Geschlecht. In der schwierigen Wirtschaftslage der meisten mehrheitlich muslimischen Länder arbeiten Menschen oft bis ins Alter, auch um die Jungen zu unterstützen. Im besten Fall – und das vor allem in privilegierten sozialen Schichten – versucht man einerseits, den kulturellen „Bonus“ des Alters zu erhalten und andererseits neue kreative Möglichkeiten in diesem Lebensabschnitt zu nutzen.

In weniger bevorzugten Schichten bedeutet Alter aber oft Armut und Vereinsamung – und damit neue gesellschaftliche Herausforderungen. Doch die Lebenswelten ändern sich: Industrialisierung und Urbanisierung, Wohnverhältnisse, die nicht mehr auf die Großfamilie, sondern auf die Kernfamilie zugeschnitten sind, verändern die Beziehungen zwischen den Generationen. Durch Migration bedingt, hat oft die junge Generation in Europa ein Zuhause, während der ältere Teil der Familie noch oder wieder in den Herkunftsländern lebt. Das und nicht zuletzt die Corona-Situation bewirken, dass auch alte Menschen sich öffnen, internetaffin werden und soziale Medien nutzen, um mit ihren Kindern und Enkeln in Verbindung zu sein. Über muslimische und alevitische Perspektiven auf solche „gewonnenen Jahre“ berichtet Lise Abid im Ö1-Programmschwerpunkt „Neue Wege ins Alter“.

Ein in mehrfacher Hinsicht bewegtes Leben – Ein flotter Spaziergang mit Topsy Küppers

Da steht sie, gertenschlank, in enger lederner Hose und seidener Bluse, die Frisur sitzt perfekt, der Mund ist exakt und rot geschminkt. Und dann legt sie los, singt, tanzt, steppt und rockt einen ganzen Saal in ESRA, jenem Wiener Psychosozialen Zentrum, das sich besonders der Überlebenden von NS-Verfolgung sowie ihrer Nachkommen und Angehörigen annimmt. Die Rede ist von einer Allround-Künstlerin, die unglaublicherweise in diesem Jahr 90 Jahre alt wird: Topsy Küppers.

Ihre Energie bezieht sie unter anderem aus weiten Spaziergängen in der Natur, ihrem täglichen Kopfstand-Ritual und anderer Gymnastik, aus Disziplin, dem Schreiben und nicht zuletzt jüdischem Humor und jüdischer sowie anderer Weisheit. Ein in mehrfacher Hinsicht bewegtes Leben: Alexandra Mantler war mit der Theatermacherin, Sängerin, Tänzerin und Autorin Topsy Küppers an der Wiener Donau unterwegs. Ein Beitrag auch zum ORF-Programmschwerpunkt „Bewusst gesund: Bewegtes Leben“.

Bibelessay zu Johannes 20,19-31 – „Noch viele andere Zeichen“

Am sogenannten „Zweiten Sonntag in der Osterzeit“, also am ersten Sonntag nach Ostern, ist in katholischen Kirchen ein Evangelientext zu hören, der davon erzählt, dass Jesus acht Tage nach seiner Auferstehung in der Mitte seiner Anhänger erfahrbar wurde. Der Autor des Johannesevangeliums, der sich gegen Ende des ersten Jahrhunderts von seiner Herkunftsreligion, dem Judentum, abgrenzen möchte, formuliert das für heutige Ohren höchst missverständlich: „Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch“, heißt es da.

Besser wäre es wohl gewesen, der Passus wäre mit „aus Furcht vor den anderen Juden“ übersetzt worden, waren doch Jesus und seine Jüngerinnen und Jünger ebenfalls Juden und Jüdinnen. Abgesehen davon gibt es freilich für den katholischen Theologen und Bibelwissenschaftler Josef Schultes manch Bemerkenswertes und Inspirierendes in dem Text aus dem Johannesevangelium.

Bibelessay zu Johannes 20,19-31

Moderation: Martin Gross
Redaktion: Doris Appel

Buchhinweise:

  • Elmar Simma, „Damit scih alles gut fügt. Den Fragen des Lebens nachgehen“, Verlag Tyrolia
  • Elmar Simma, „Farbräume unseres Lebens. Vom Weiß des Neuanfangs zum Gold der Erfüllung“, Otto Müller Verlag
  • Elmar Simma, „Dem Leben zulächeln. Von der Kunst, den Tag zu loben“, Verlag Tyrolia
  • Mansur Bildik: „Saz-Schule – Saz (Ba?lama) Anatolische Langhalslaute“. In drei Sprachen, türkisch, deutsch, englisch, mit Notenteil. TU Verlag Wien, 2018
  • Topsy Küppers, „Nix wie Zores! Jüdisches Leben und Lieben“, edition a