Praxis – Religion und Gesellschaft 19.5.2021

Mit Kopftuch, aber nicht prüde

Vatikan bremst US-Bischöfe | Zukunft der Theologie | Junge Musliminnen und Muslime in der Wiener Jugendarbeit | Muslimische Sexualpädagogin räumt mit alten Mythen auf

Kommunion für Biden – Vatikan bremst Debatte

Der Vatikan mahnt die US-Bischöfe zu Zurückhaltung in der Debatte um den Sakramentenempfang für Politikerinnen und Politiker, die eine liberale Position beim Thema Abtreibung vertreten. Neue Brisanz hat die Frage durch die Wahl von US-Präsident Joe Biden erhalten. Biden hat im Jänner sein Versprechen bekräftigt, ein „Recht“ auf straffreien Zugang zu Abtreibung gesetzlich zu verankern, auch wenn der praktizierende Katholik nach eigenen Worten persönlich Abtreibungen ablehnt. ORF-Washington-Korrespondentin Inka Pieh erklärt im Talk mit Alexandra Mantler die Hintergründe der Debatte.

Sorge um die Zukunft der Theologie

Schon bei ihrer Gründung im 14. Jahrhundert sind an der Universität Wien vier Fakultäten eingerichtet worden: die philosophische, die juridische, die medizinische – und die theologische. Ob die Theologie heute wirklich noch an staatliche Universitäten gehört, wird gleich von zwei Seiten angezweifelt: von jenen, die Religion strikt als Privatsache betrachten, die in der Öffentlichkeit möglichst unsichtbar bleiben sollte. Und von jenen, die sich ohnehin lieber in den geschützteren Bereich von privaten kirchlichen Hochschulen zurückziehen würden.

Praxis
Mittwoch, 19.5.2021, 16.05 Uhr, Ö1

Eine Reihe bekannter katholischer Pastoraltheologinnen und -theologen hat nun in einer gemeinsamen Stellungnahme ihre Sorge um die Zukunft der Theologie im akademischen Wissenschaftsbetrieb ausgedrückt. Befürchtet wird, dass die Theologie an den Universitäten immer mehr verstummen könnte und viel produktive Auseinandersetzung verloren gehe. Andreas Mittendorfer hat mit dem Grazer Pastoraltheologen Rainer Bucher gesprochen.

Corona, Kopftuch und Jobsuche – Junge Musliminnen und Muslime in der Wiener Jugendarbeit

Das Corona-Jahr mit seinen Einschränkungen hat junge Menschen besonders getroffen: Distance-Learning und Online-Unterricht, erschwerte Lehrstellen- und Jobsuche und der weitgehende Verzicht auf soziale Kontakte im Freundeskreis – all das gilt natürlich auch für junge Musliminnen und Muslime, obwohl sich viele von ihnen nicht gerade zur sogenannten „Party-Generation“ zählen. Und für junge Mädchen und Frauen bringt ihre Entscheidung für oder wider das muslimische Kopftuch oft noch besondere Herausforderungen. Lise Abid hat unter muslimischen Jugendlichen gefragt, was sie derzeit besonders bewegt – in gemeinnützigen Vereinen, die von der MA 13 – Bildung und Jugend – , mit Offener Jugendarbeit betraut sind, und beim „Sprungbrett für Mädchen“.

Muslimische Sexualpädagogin räumt mit alten Mythen auf

Menerva Hammad will aufräumen mit dem Klischee, dass jede Frau mit Kopftuch prüde sei, eine Gebärmaschine mit schlechten Deutschkenntnissen. „So werden wir dargestellt“, sagt sie, „aber so sind wir nicht.“ Es gäbe nicht viele Musliminnen im deutschsprachigen Bereich, die offen über Sexualität sprechen, meint Menerva Hammad, Autorin und angehende Sexualpädagogin. Sie will das ändern.

Mädchen und Frauen können der Wienerin mit ägyptischen Wurzeln ihre Fragen zu Menstruation oder Sexualität stellen. Der erste Kontakt erfolgt meist per Mail, danach wird via Zoom von Angesicht zu Angesicht geplaudert. Der Aufklärungsbedarf sei hoch – innerhalb, aber auch außerhalb der muslimischen Community. Menerva Hammad wohnt derzeit in Abu Dhabi. Die Mutter zweier Töchter beschäftigt sich seit 13 Jahren als Autorin mit der weiblichen Sexualität. Maresi Engelmayer hat mit Menerva Hammad gesprochen.

Buchhinweise:

  • Menerva Hammad, „Wir treffen uns in der Mitte der Welt. Von fehlender Akzeptanz in der Gesellschaft und starken Frauen“, Verlag Braumüller 2019
  • Menerva Hammad, „Vom Muttertier zum Wunderweib“, Verlag Braunmüller (1.10.2021)