Lebenskunst – Begegnungen am Sonntagmorgen 23.5.2021

Ein Fest der Sprache/n

Ein Fest der Sprache/n | Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt – Psalmen, Urschreie der Seele | Von Mythen und Opfern – Besuch der Azteken-Ausstellung im Wiener Weltmuseum | Vom Schöpfungsgarten bis zum Garten der Religionen – Die Stiftsgärten von Altenburg

Ein Fest der Sprache/n – Bibelessay zu Genesis 11,1-9

Ein Fest der Sprache/n, das möchte das Ö1-Sonn- und Feiertagmorgenmagazin LEBENSKUNST fünf Wochen lang seinen Hörerinnen und Hörern bereiten; gerade nach monatelanger COVID-Durststrecke und Theatersperre. Beginnend mit jenen Feiertagen, bei denen es unter anderem stark um Sprache/n geht: Pfingsten.

„Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, eure Alten werden Träume haben und eure jungen Männer haben Visionen“, heißt es in einer der biblischen Lesungen zum Fest, dem alttestamentlichen Buch Joel. „Und alle wurden von heiligem Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab“, ist in der Apostelgeschichte im Neuen Testament zu lesen. Urerzählung der Sprachenvielfalt ist jene vom Turmbau zu Babel im ersten Buch der Bibel, der Genesis.

„Wir alle profitieren von der post-babylonischen Polyphonie“, bemerkt dazu Martin Kušej, Regisseur, Theatermann und Direktor des Wiener Burgtheaters. Aufgewachsen ist er, der Kärntner, in zumindest zwei Sprachen, dem Slowenischen und dem Deutschen. „Die Vielzahl und Vielfalt der Sprachen müssen wir nicht als Verwirrung, sondern als Bereicherung empfinden“, meint er.

„Als einen Akt der Befreiung! Ob der jetzt vom Geist Gottes ausgegangen ist oder aus dem Widerstandsgeist der Menschen, muss jeder und jede für sich selbst entscheiden.“ Martin Kušej macht den Anfang: Für die Kolumne Bibelessay in LEBENSKUNST suchen sich Theatermenschen, Schauspielerinnen und Schauspieler jeweils einen der Bibeltexte aus, auf denen die Sonntage und Feiertage zu und nach dem Pfingsten der Westkirche (23./24. Mai) basieren.

Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt – Psalmen, Urschreie der Seele

Lebenskunst
Sonntag, 23.5.2021, 7.05 Uhr, Ö1

„Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt“, heißt es in Psalm 30, einem der sogenannten Davidpsalmen, die auf den israelitischen König David verweisen. Worte, die wohl manchen Menschen in den Tagen nach den Lockerungen der COVID-Vorsichtmaßnahmen aus der Seele sprechen.

Freude und Dankbarkeit, aber auch Wut und Zorn, Trauer und Leid wird in diesen Zeilen der Weltliteratur, die vor 2500 Jahren und mehr entstanden sind, regelrecht herausgeschrien – und können dadurch auch eine heilsame Wirkung haben. Die 150 Psalmen, also Gebete, Gedichte oder Lieder, sind als erstes Buch der „Schriften“ des Tanach, gewissermaßen der Hebräischen Bibel, des Alten Testaments, festgehalten.

Seit Jahrhunderten werden sie in jüdischen und christlichen Gottesdiensten zitiert – und sind dabei durchaus heutig und anschlussfähig für Menschen im 21. Jahrhundert. Kerstin Tretina über die Zeitlosigkeit dieser alten Texte, ihren spirituellen und psychologischen Mehrwert.

Von Mythen und Opfern – Besuch der Azteken-Ausstellung im Wiener Weltmuseum

Seit Kurzem haben die österreichischen Museen wieder geöffnet, und im Weltmuseum in Wien erwartet noch bis 22. Juni eine faszinierende Ausstellung zur sagenumwobenen Kunst und Kultur der Azteken (ca. 1430 – 1521 n. Chr.) die Besucher/innen. Im Fokus dieser Highlight-Schau stehen Tribute und Opferungen, die einen wichtigen Platz im wirtschaftlichen und religiösen Leben der Azteken bildeten.

Die Azteken, die sich selbst als Mexica bezeichneten, beherrschten im frühen 16. Jahrhundert einen großen Teil Mesoamerikas. Als ursprünglich nomadisches Volk, dessen mythischer Herkunftsort Aztlán zur Bezeichnung Azteken führte, ließen sie sich schließlich auf mehreren kleinen Inseln im Texcoco-See nieder, wo sie um 1325 Tenochtitlan, das heutige Mexiko-Stadt, gründeten: eine prachtvolle Stadt mit beeindruckenden Palästen und Tempelpyramiden, einem ausgeklügelten System von Brücken, Kanälen und Aquädukten.

Doch sie wurde von den spanischen Konquistadoren erobert, die Kultur der Azteken und ihre Tempel 1521 endgültig zerstört. Die Ausstellung im Weltmuseum Wien lässt 500 Jahre nach der Belagerung und Eroberung von Tenochtitlan die Mythen und Opfer der Azteken wiederaufleben. Maria Harmer mit einem akustischen Rundgang.

Vom Schöpfungsgarten bis zum Garten der Religionen – Die Stiftsgärten von Altenburg

Schöpfungsgarten, Apothekergarten, Kreuzganggarten, Garten der Religionen und Garten der Stille – all diese Gärten wurden in den vergangenen Jahren im Benediktinerkloster Stift Altenburg bei Horn, Niederösterreich, liebevoll neu angelegt.

Wegeführungen, Bepflanzungen und gestalterische Elemente inspirieren die Besucher/innen, Heilpflanzen und (mittelalterliche) Symbolpflanzen wie Iris, Efeu, Maiglöckchen, Himmelschlüssel, Zyklamen, Pfingstrosen und Rosen erfreuen die Sinne.

Jeder Garten hat ein anderes spirituelles, theologisches und/oder existenzielles Thema zum Inhalt, allen gemeinsam ist die Pflege nach den Kriterien der Aktion „Natur im Garten“. Lise Abid hat sich vom Prior des Stiftes, Pater Michael Hüttl, anlässlich der Ö1-Gartentage durch die Stiftsgärten führen lassen.

Redaktion & Moderation: Doris Appel