Lebenskunst – Begegnungen am Feiertagmorgen 24.5.2021

Geist, komm herbei von den vier Winden

Geist, komm herbei von den vier Winden | „Im Einklang“ – Ein Porträt der Buddhistin, Stimm- und Atemtherapeutin Elisha Koppensteiner | Schreiben und sprechen für ein besseres Leben – Die Lebenskunst der Virginia Woolf | Der an die Himmelspforte klopft – Bob Dylan und die Religion

Geist, komm herbei von den vier Winden – Bibelessay zu Ezechiel 37, 1-14

„Geist, komm herbei von den vier Winden, hauch diese Erschlagenen an, damit sie lebendig werden“, lautet es sprachgewaltig im alttestamentlichen Buch Ezechiel: eine der Lesungen, die für das Pfingstfest in der katholischen Kirche vorgesehen sind.

Lebenskunst
Sonntag, 24.5.2021, 7.05 Uhr, Ö1

Ein Fest der Sprache/n, das möchte das Ö1-Sonn- und Feiertagmorgenmagazin LEBENSKUNST fünf Wochen lang seinen Hörerinnen und Hörern bereiten; gerade nach monatelanger COVID-Durststrecke und Theatersperre. Theatermenschen sind also eingeladen, biblische Texte zu lesen und zu interpretieren.

Für den Pfingstmontag hat sich die in Kärnten gebürtige Film-, TV- und Theaterschauspielerin Brigitte Karner den Text, der auf den Propheten Ezechiel zurückgeht, ausgesucht – und sehr persönliche Gedanken dazu preisgegeben.

„Im Einklang“ – Ein Porträt der Buddhistin, Stimm- und Atemtherapeutin Elisha Koppensteiner

Klang sei die Schwingung, die dem ganzen Universum zugrunde liegt. Und im Klang der menschlichen Stimme schwinge die ureigene Harmonie jedes Wesens, davon jedenfalls ist die Stimm- und Atemtherapeutin Elisha Koppensteiner überzeugt: Bei der Geburt ist diese Stimme noch frisch, kann sich entfalten.

Im Lauf des Lebens aber tragen viele Faktoren dazu bei, sie zu verdecken und nicht mehr ganz und frei schwingen zu lassen. Seit ihrer Kindheit in Wien und in der italienischen Toskana hat Elisha Koppensteiner durch ihre Mutter eine tiefe Verbindung zu den Dzogchen Lehren des tibetischen Buddhismus vermittelt bekommen.

Ihre Studien der Biologie und Ökologie haben das Streben nach mehr Nachhaltigkeit und Achtsamkeit weiter verstärkt. Im Einklang mit sich und der Welt einen Beitrag zum Wohlergehen der Erde und aller Lebewesen beitragen und einfordern, das ist die Vision von Elisha Koppensteiner. Maria Harmer hat sie kurz vor Vesakh, dem höchsten buddhistischen Feiertag im Jahreskreis, besucht.

Schreiben und sprechen für ein besseres Leben – Die Lebenskunst der Virginia Woolf

Virginia Woolf und Lebenskunst? Die Autorin und Germanistin Ingrid Pfeiffer meint, ja, das ist kein Widerspruch, auch wenn sich die große Schriftstellerin vor 80 Jahren das Leben genommen hat: Schrieb und sprach sie doch immer für ein besseres Leben.

In der Zeit Virginia Woolfs hieß das schreiben und sprechen für ein Leben ohne Krieg. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg machte sie den Pazifismus zur Grundlage ihres Denkens und Handelns. Der Zusammenhalt der sogenannten Bloomsbury-Gruppe, dieses freigeistigen Freundeskreises, half dabei, weil dort alles, selbst die unerschütterlich erscheinenden gesellschaftlichen Verhältnisse kritisch befragt werden konnten. Lebenskunst ist keine Kunst der Fügsamkeit.

Lebenskunst ist Widerstand mit den richtigen Mitteln, zeigt sich Ingrid Pfeiffer überzeugt und fügt hinzu: „Wer sagt denn, das sei immer leicht.“ Ein Radioessay.

Der an die Himmelspforte klopft – Bob Dylan und die Religion

Er sei einer, der mit dem nackten Mut des Propheten ans Werk gehe – so wurde Bob Dylans Arbeitsweise einmal beschrieben. Am Pfingstmontag 2021 begeht der Ausnahmekünstler, Protestsänger, Nobelpreisträger, der sich im Laufe seiner jahrzehntelangen Weltkarriere immer neu erfunden hat, seinen 80. Geburtstag.

Als Sohn einer jüdischen Einwandererfamilie wurde er in Duluth / Minnesota im US-amerikanischen Mittleren Westen geboren. Doch schon in jungen Jahren hat es ihn nach New York gezogen, wo er mit Künstlerinnen und Künstlern der Beat Generation in Kontakt gekommen ist. Zuerst hat der sich dem Folk zugewandt – unterstützt von der damals viel bekannteren Joan Baez – später dem Rock.

Der Rest ist Musikgeschichte. Wortgewaltig und wortkarg – bei Interviews etwa oder im Kontakt mit dem Konzertpublikum – trat und tritt er in Erscheinung: einer, der seinen Weg geht, recht unbeirrt davon, was die Öffentlichkeit über ihn denkt. Auch in Sachen Religion hat er seine ganz eigenen Entscheidungen getroffen: Im Outfit eines orthodoxen Juden, mit Kippa und Gebetsschal zeigt ihn ein bekanntes Foto an der sogenannten Klagemauer in Jerusalem.

1979 ließ er sich taufen, zum Christentum hatte er durch die evangelikale Vineyard-Bewegung gefunden. Die Gaben des Heiligen Geistes, wie Heilung, Zungenreden und Prophetie stehen hier hoch im Kurs. Doch auch aus diesem Umfeld hat er sich heraus entwickelt, freilich ohne Spirituelles aus seinem Leben oder seinen Liedern zu streichen, zu den bekanntesten gehört „Knocking on Heaen’s Door“.

Mit verfasster Religion dürfte Dylan freilich heute nicht sehr viel zu tun haben, so schätzt Michael Bünker ihn ein. Der evangelische Theologe und emeritierte Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich, selbst Band-Mitglied und Schlagzeuger, hat mit Brigitte Krautgartner über seine Sichtweise von Bob Dylan gesprochen.

Moderation: Martin Gross
Redaktion: Doris Appel