Lebenskunst – Begegnungen am Feiertagmorgen 3.6.2021

Kelch des Leids, Kelch der Freude

Kelch des Leids, Kelch der Freude – Bibelessay zu Markus 14,12-26 | Kanzel, Kelch und Korporale – Von Festessen und Gottesdiensten | Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit – Wein aus Stift Göttweig | Was ein blühender Friedhof über blühendes Leben berichten kann – Besuch des Jüdischen Friedhofs von Meran

Kelch des Leids, Kelch der Freude – Bibelessay zu Markus 14,12-26

Kelch des Leids, Kelch der Freude – Bibelessay zu Markus 14,12-26

„Mancher auf der Wanderschaft / Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden. / Golden blüht der Baum der Gnaden / Aus der Erde kühlem Saft. / Wanderer tritt still herein; / Schmerz versteinerte die Schwelle. / Da erglänzt in reiner Helle / Auf dem Tische Brot und Wein“, heißt es in einem Gedicht von Georg Trakl.

Vom „Brot des Lebens“ – und vom „Kelch des Heils“ wird auch in der christlichen Liturgie – und zwar in Anlehnung an die jüdische – gesprochen. In der katholischen Kirche ist diesem „Altarsakrament“ ein eigenes Fest gewidmet: Fronleichnam, dessen Bezeichnung sich vom althochdeutschen lîcham (Leib) und vrône (Herr) ableitet.

Brot und Wein als Leib und Blut Jesu Christi, im Christentum ein (Real-)Symbol seiner bleibenden Gegenwart. Dass der Kelch mit dem Lebenssaft, Symbol der Fülle, auch ein bitterer Kelch des Leids sein kann, hat Jesus von Nazareth selbst erfahren.

„Jesus’ Wissen, verraten zu werden, sein Wissen, bald sterben zu müssen, diese dunkle Vorahnung, waren wie ein böses Rätsel für mich – als Kind“, sagt Schauspieler Philipp Hochmair. Seine Gedanken – und die Gedanken der katholischen Theologin und Bibelwissenschafterin Elisabeth Birnbaum – zu jener Evangelienstelle, die am Fronleichnamstag in katholischen Kirchen zu hören ist, sind Teil der Reihe „Fest der Sprache/n – Theatermenschen lesen und interpretieren die Bibel“.

Philipp Hochmair
APA/HANS PUNZ
Philipp Hochmair (Preisträger Beliebtester Schauspieler Serie/Reihe) am Samstag, 13. April 2019, im Rahmen der Romy-Gala in der Hofburg in Wien

Kanzel, Kelch und Korporale – Von Festessen und Gottesdiensten

Seine Wurzeln reichen zwar bis in die Zeit vor der Reformation zurück – trotzdem wird das Fest „Fronleichnam“ heute im Grunde nur noch in der römisch-katholischen Kirche mit feierlichen Umzügen und Prozessionen gepflegt. Die theologische Idee dahinter ist dennoch verschiedenen christlichen Kirchen gemeinsam: In Brot und Wein am Altar ist Jesus Christus gegenwärtig.

Wenn ein „Stück Brot“, „die Hostie“ (das lateinische Hostia bedeutet Opfer), feierlich durch die Straßen oder Wiesen getragen wird, dann erinnert das aber auch daran, dass es sich bei einem christlichen Gottesdienst im Kern um ein „gemeinsames Mahl“ handelt, freilich in einer symbolischen, stark ritualisierten Form. Und: Für ein Mahl, für ein „Festessen“, verwendet man Besteck und Teller; und für ein besonders feierliches Mahl noch einiges mehr. Markus Veinfurter geht der Frage nach, was man für die Feier eines christlichen Gottesdienstes alles braucht – und zwar nicht nur in einer katholischen Kirche.

Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit – Wein aus Stift Göttweig

Wenn in einer Feiertagssendung mehrfach ein besonderer „Lebenssaft“ thematisiert wird, „die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit“, wie es bei der „Gabenbereitung“ in katholischen Messen heißt, mag sich auch die Frage stellen: Wo ist guter Wein zu bekommen? Eine Antwort lautet, unter anderem in einem der ältesten Weinbaubetriebe Österreichs, im Stift Göttweig in der Wachau.

Das barocke Benediktinerkloster ist weithin sichtbar über dem Donautal gelegen und umgeben von Weingärten. Einige davon werden bereits in der Gründungsurkunde des Stiftes im Jahr 1083 genannt. Maria Harmer hat sich das Stift und seine Weingärten von dem für die Bereiche Kultur und Tourismus verantwortlichen Benediktinerpater Pius Nemes zeigen lassen.

Was ein blühender Friedhof über blühendes Leben berichten kann – Besuch des Jüdischen Friedhofs von Meran

Sigmund Freud, Arthur Schnitzler, Franz Kafka, Stefan Zweig – sie und viele andere Persönlichkeiten ihrer Zeit waren zu Gast in der Südtiroler Kurstadt Meran.

Aus gesundheitlichen wohl ebenso wie aus gesellschaftlichen Gründen. Gläubige Jüdinnen und Juden haben dort alles vorgefunden, was nötig war, um ihren Glauben zu leben.

Fotostrecke mit 7 Bildern

jüdischen Friedhof von Meran
ORF/Brigitte Krautgartner
jüdischen Friedhof von Meran
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Jüdischer Friedhof von Meran
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jüdischen Friedhof von Meran
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Jüdischer Friedhof von Meran
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Synagoge Meran Innenraum
ORF/Brigitte Krautgartner
Synagoge Meran Innenraum
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So wurde vor 120 Jahren in Meran die erste Synagoge Tirols feierlich eröffnet. Sie ist heute noch in Funktion, allerdings ist die Gemeinde, die dort betet, eine sehr kleine – nicht zu vergleichen mit der vielfältigen Community, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts hier beheimatet war. Einen Spiegel der Zeit, der deutlich macht, wie es hier einmal ausgesehen hat, stellt der jüdische Friedhof dar. Brigitte Krautgartner hat ihn gemeinsam mit der Historikerin Sabine Mayr besucht.

Moderation: Martin Gross
Redaktion: Doris Appel