Praxis – Religion und Gesellschaft 2.6.2021

Massive Kritik an Islam-Landkarte

„Landkarte des Islam“ sorgt für Empörung | Schuld und Sühne – Gefängnisseelsorge in der Pandemie | Synodaler Weg im Vatikan: Skepsis oder Silberstreif?

„Landkarte des Islam“ sorgt für Empörung

Die Kritik an der sogenannten Islam-Landkarte reißt nicht ab. Vergangene Woche hat Integrationsministerin Susanne Raab gemeinsam mit der Dokumentationsstelle Politischer Islam eine Online-Karte präsentiert, auf der Informationen über mehr als 600 muslimische Einrichtungen samt genauen Adressen abgerufen werden können.

Neben kritischen Stimmen aus der muslimischen Community, wie der Islamischen Glaubensgemeinschaft oder der Muslimischen Jugend Österreich, hat sich auch die evangelische Kirche zu Wort gemeldet: Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka und der Landessuperintendent der evangelisch-reformierten Kirche, Thomas Hennefeld fordern ebenfalls, dass die Karte vom Netz genommen wird.

Kritik übt auch der Politologe Thomas Schmidinger, vor allem daran, dass die „Islam-Landkarte“, einst ein Projekt des Institut für islamische Religionspädagogik der Universität Wien, nun von der umstrittenen Dokumentationsstelle Politischer Islam übernommen worden sei.

Gestaltung: Judith Fürst

Schuld und Sühne – Gefängnisseelsorge in der Pandemie

Eingesperrt gefühlt haben sich viele Menschen in Österreich seit Ausbruch der Pandemie. Doch wie hat das Corona-Virus das Leben jener Menschen verändert, die tatsächlich in einer der Justizanstalten eingesperrt sind?

Opfer-Notruf 0800 112 112 für Opfer von Straftaten rund um die Uhr kostenlos und anonym

Welche Auswirkungen haben Lockdowns und Öffnungen auf das Leben hinter Gittern? Das Empfangen von Besuch war unmöglich, beziehungsweise eingeschränkt, der Alltag noch eintöniger.

Für viele Häftlinge wichtig ist das Angebot der Seelsorge, die in Österreich gesetzlich verankert ist. Jede und jeder Strafgefangene hat das Recht, in der Anstalt an Gebeten und Gottesdiensten teilzunehmen und zugelassene Seelsorger/innen auch für Vieraugengespräche zu empfangen. Fast immer geht es dabei um die Frage nach Schuld und Vergebung und um den Umgang mit dem Scheitern.

Die aktuell von der Regierung in Angriff genommene Neuregelung des sogenannten „Maßnahmenvollzugs“, also besonders umfangreiche und daher häufig kritisierte Maßnahmen des Freiheitsentzugs für gefährliche Rückfallstäter und geistig abnorme Rechtsbrecher, wirft Fragen auf: Wie sinnvoll ist das „Wegsperren“? Wieviel Schutz braucht unsere Gesellschaft? Was ist gerecht?

Maria Harmer hat gemeinsam mit Gefängnisseelsorgern unterschiedlicher Religionen und der Opferschutzorganisation „Weisser Ring“ nach Antworten gesucht.

Synodaler Weg im Vatikan: Skepsis oder Silberstreif?

Papst Franziskus will mit einem „synodalen Prozess“ den künftigen Weg der katholischen Kirche ebnen. Der Zeitplan dazu wurde vor kurzem veröffentlicht.

Die ursprünglich für 2022 geplante Bischofssynode im Vatikan zum Thema Synodalität wird um ein Jahr nach hinten verschoben und gleich zu einem zweijährigen „synodalen Weg" ausgebaut.

Möglichst breit aufgestellt: Die gesamte Weltkirche soll eingebunden werden. Eröffnet wird der Prozess im Oktober im Vatikan, dann folgen Beratungen, zunächst auf diözesaner, dann auf kontinentaler Ebene.

Den Abschluss bildet 2023 die Bischofssynode in Rom. Viele erhoffen sich davon eine Demokratisierung der katholischen Kirche, die Reformbewegungen sind vorerst aber eher abwartend. Was kann und soll bei diesem Prozess herauskommen?

Dieser Frage geht ORF-Rom-Korrespondentin Katharina Wagner nach. Eine andere Neuerung in der römisch-katholischen Kirche gibt es aber jetzt schon: Sie hat ihr Strafrecht verschärft. Vor allem Delikte wie Missbrauch, Verletzung der Aufsichtspflicht und finanzielle Vergehen werden nun genauer bestimmt und schärfer geahndet.

Moderation: Alexandra Mantler