Mittwoch, 9.6.2021, Pfarrer Christian Öhler

Berggefühle

Pfarrer Christian Öhler spricht heute in seinen Morgengedanken über verschiedene Gefühle, die man hoch oben am Berg verspüren kann

Berge können stehen für hohe Ziele oder für Abgeschiedenheit und Ruhe oder für den Wunsch, sich über die Niederungen des Alltags zu erheben. Sie versprechen Weite und Freiheit.

Konsistorialrat Christian Öhler ist Pfarrer von Bad Ischl

In der Heiligen Schrift wird von Menschen berichtet, die sie ersteigen, um Gott näher zu sein: Mose, Elija, Jesus.

Dabei stellen die Berge, wenn sie von Wolken verhüllt werden, beides dar:
die machtvolle Gegenwart Gottes wie seine Verborgenheit.
Gott ist größer als die Namen, die wir ihm geben, anders als alle Bilder, die wir uns von ihm machen. Das Göttliche ist nicht darstellbar.

Max Horkheimer spricht deshalb nicht von Gott, sondern vom Anderen, von der „Sehnsucht nach dem ganz Anderen“. In einem Aufsatz für einen Freund schreibt er aber auch, dass „einen unbedingten Sinn zu retten ohne Gott, eitel sei“.

Ein unbedingter Sinn. Soweit sind wir noch nicht. Wir müssen uns noch mit unseren armen Worten und Bildern bescheiden. Aber die Aussicht ist vielversprechend, wenn wir etwa dem Propheten Jesaja zuhören (Jesaja 25, 6-8):

In seiner Zukunftsvision sieht er einen Berg. Er steht in Jerusalem, dieser von so viel Gewalt und Tod gebeutelten Stadt. „Auf diesem Berg“, so der Prophet, „wird Gott für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen. Die Schleier der Leidtragenden zerreißt er. Die Tränen wischt er von jedem Gesicht und den Tod beseitigt er für immer.