Mittwoch, 9.6.2021, Kurt Neumann

med ana schwoazzn dintn

Freundschaft zählte wie die Liebe für H. C. Artmann zu den vitalen Energiequellen des Lebens und Dichtens.

Kurt Neumann ist Schriftsteller und Literaturkritiker und war viele Jahre Leiter des Literaturprogramms der Alten Schmiede in Wien.

Der Austausch mit einigen etwas jüngeren Schriftstellerfreunden, die so wie er alte Genres und Spielweisen der Wiener, der deutschsprachigen und der europäischen Literaturtraditionen erkundeten, führte Anfang der 1950er Jahre zu einer immensen Aktivität der ganzen Gruppe.

Eine markante Position nahm dabei der Wiener Dialekt ein. Der mit Gerhard Rühm und Friedrich Achleitner 1959 veröffentlichte Band hosn, rosn, baa sammelte die Ergebnisse des gemeinsamen dichterischen Experimentierens und freundschaftlichen Wetteiferns.

Literatur:
H.C. Artmann: Das poetische Werk. Unter Mitwirkung des Autors hrsg, von Klaus Reichert. München/Salzburg 1994
Edition Ö1 Doppel-CD „H.C. Artmann: pur & vertont“, 2021

Doch Artmann war gleichzeitig auch eigene Wege gegangen. Der Gedichtband med ana schwoazzn dintn, ein Jahr zuvor erschienen, machte ihn mit einem Mal zum populären Volksdichter, damit hatte er Ohren und Herzen der sogenannten „einfachen“ Menschen erreicht. Denn diese Gedichte zielten auf Stimmungen ihres alltäglichen Lebens in den Vorstädten, ihre Existenzsorgen, Sehnsüchte und Belustigungen.

Und sie klammerten das Elend der Randgänger und Verlassenen nicht aus. Auch die zählte Artmann zu seinen Freunden und widmete ihnen die ganze Kraft seiner melancholischen Bildsprache:

FIA N PJOTR

auxoffana r untan gristbam
waun d keazzn brenan..

auxoffana
unta d zweigaln
unta d engaln
unta d süwafen
und da windbocharei

und ka söö dabei
und ka söö dabei nem dia
de wos da r aum nextn dog
de woxdropfm aus n aunzug beglad
med an leschbabia..