Lebenskunst – Begegnungen am Sonntagmorgen 13.6.2021

Lob der Schöpfung durch Gartengestaltung

Ein Besuch im Klostergarten der Kapuziner in Salzburg | Tendenzen in der modernen Yoga-Szene | In memoriam Friederike Mayröcker | Bibelessay von Petra Morzé

Vom Säen und Wachsen-Lassen. Gedanken über das Vertrauen – Bibelessay zu Markus 4,26-34

„Mit dem Reich Gottes ist es wie wenn ein Mensch Samen auf seinen Acker sät; es wird Nacht und Tag, der Samen keimt und wächst und man weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn …“, ist im ältesten der vier Evangelien zu lesen, bei Markus, verfasst um das Jahr 70. Zu hören ist es am 13. Juni in katholischen Gottesdiensten.

Lebenskunst
Sonntag, 13.6.2021, 7.05 Uhr, Ö1

Für die Theater- und Film-Schauspielerin Petra Morzé erzählt das Gleichnis vom Vertrauen-Können, einer Gabe, die sie das Leben gelehrt hat. „Ich habe meines getan, den Samen in die Erde gesenkt, ein Lächeln einem Menschen geschenkt, eine Pflanze gegossen, Gedanken niedergeschrieben. (…) Ich gebe etwas und bin neugierig, was daraus entstehen, was daraus wachsen mag.“ Ihre Gedanken hat sie im Rahmen der Reihe „Fest der Sprache/n. Theatermenschen lesen und interpretieren die Bibel“ in einen Bibelessay münden lassen.

Bibelessay zu Markus 4,26-34

Lob der Schöpfung durch Gartengestaltung – Ein Besuch im Klostergarten der Kapuziner in Salzburg

Säen und wachsen lassen: Darum geht es zudem gerade in diesen Tagen mancher Gärtnerin und manchem Gärtner. In seiner Farbenpracht erblüht auch der Klostergarten der Kapuziner in Salzburg, seit 400 Jahren ein spirituelles Zentrum über der Stadt. Der Garten ist dem Thema „Laudato si“ gewidmet: „Laudato si, o mi Signore“, altitalienisch für „Sei gelobt, mein Herr“, so beginnt der Sonnengesang des Franz von Assisi. Darin beschreibt der Heilige aus dem 12./13. Jahrhundert, wie Gott durch seine „Geschöpfe“, durch Gestirne, Elemente und Natur gepriesen wird.

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Bruder Hans Pruckner, Kapuzinerkloster
ORF/Maria Harmer
Bruder Hans Pruckner, Kapuzinerkloster Salzburg
Bruder Hans Pruckner, Kapuzinerkloster
ORF/Maria Harmer
Bruder Hans Pruckner, Kapuzinerkloster Salzburg

Laudato si, dieses Lob Gottes und seiner Schöpfung, ist auch der Titel der Umweltenzyklika von Papst Franziskus, der sich nach Franz von Assisi benannt hat. Mit den Franziskanern und den Minoriten stehen die Kapuziner in der Tradition des Heiligen Franz, dem Blumen- und Gemüsegärten stets wichtig waren, hatte er doch ein inniges Verhältnis zur Natur. Den klösterlichen Nutz- und Heilkräutergarten haben die Salzburger Kapuzinermönche zu einem vielschichtig gestalteten Ziergarten erweitert. Für LEBENSKUNST wird Maria Harmer von Bruder Hans Pruckner durch dieses für die Öffentlichkeit nur an wenigen Stunden geöffnete Refugium geführt, das auch zu Kontemplation und Meditation einlädt.

Kapuzinerkloster Salzburg

Wellness und/oder Spiritualität – Tendenzen in der modernen Yoga-Szene

Ob im Garten oder in der Wohnung, ob indoor oder outdoor: Die ursprünglich indische Meditations- und Körperübungspraxis Yoga stillt mittlerweile weltweit für zahllose Menschen eine Sehnsucht nach Ganzheitlichkeit sowie Fitness. Yoga bereichert damit das Leben vieler Menschen und erfüllt spirituelle Bedürfnisse. Der moderne Yoga hat dabei nur einen Teil des traditionellen oder klassischen Yoga übernommen – der in Ansätzen schon vor etwa 2500 Jahren entstanden ist – und zahlreiche höchst unterschiedliche Formen und Stile hervorgebracht. Irene Klissenbauer hat sich umgehört, welche Tendenzen derzeit die Yoga-Szene prägen, was es mit der Instrumentalisierung des Yoga im Westen auf sich hat und wieviel Spiritualität der moderne Yoga (noch) enthält.

In memoriam einer Sprachmächtigen – Friederike Mayröcker und der Heilige Geist

Spirituell, im Sinne von „geistvoll“, das war sie zweifellos, die große österreichische Dichterin Friederike Mayröcker, die am 4. Juni 96-jährig gestorben ist. Und sie fühlte sich in ihrem Schreiben von jener äußeren Kraft geleitet, die sie als „Heiligen Geist“ bezeichnet. Fast ihr gesamtes Leben hat die 1924 in Wien Geborene dem Schreiben gewidmet – seien es Gedichte, experimentelle Prosa oder Hörspiele. Ihre Texte sind in Sprache gegossene Traumszenen und notierte Beobachtungen. „Ich lebe in Bildern“, lautet denn auch ein bekannter Ausspruch der Schriftstellerin. Nicht nur davon hat sie Sebastian Fleischer erzählt.

Redaktion & Moderation: Doris Appel