Sonntag, 13.6.2021, Luise Müller

Ein guter Freund

„Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt.“ Nicht nur Schlager von einst kennen den Wert freundschaftlicher Beziehungen.

In unserer Straße gab es viele Kinder. Und deswegen hatte ich viele Freunde und Freundinnen. Die Straße war der Ort, wo wir uns trafen. Kaiser, wieviel Schritte darf ich gehen, wer hat Angst vorm schwarzen Mann und noch andere Spiele vertrieben uns die Zeit. Autos fuhren so wenige, damals in den 50er Jahren, dass unsere Eltern keine Angst um uns zu haben brauchten.

Luise Müller
ist evangelische Theologin und ehem. Superintendentin der Diözese Salzburg und Tirol

Grundschule der Freundschaft

Kleine Läden, Nebenerwerbsbauern und Handwerker gab es in der Nachbarschaft. Außerdem die Ruine des Hintergebäudes eines Gasthofes. Es war uns allen streng verboten, dort hineinzugehen. Natürlich taten wir es trotzdem. Meine frühesten Erinnerungen an Freunde: Es gab viele. Zusammen hatten wir Spaß, waren auf Entdeckungsreise in unserer unmittelbaren Umgebung. Von den Großen wurde ich in manche Geheimnisse eingeführt und die Kleinen waren manchmal nur störend. Ich lernte elementare Lebensweisheiten, so, dass Freundschaft und Feindschaft eng beieinander liegen und manchmal im Tagesabstand wechselten.

Dass es Freunde und gute Freunde gibt, dass Vertrauen zur Freundschaft dazu gehört und es bei Fremdheit nicht klappt. Diese Grundschule der Freundschaft konnte ich auch auf Gott übertragen. Und manchmal ist es auch heute noch so einfach wie in dem Kinderlied, wo es heißt: Gott sagt zu dir: „Ich hab dich lieb. Ich wär so gern dein Freund! Und das, was du allein nicht schaffst, das schaffen wir vereint.“