Eine ganz besondere Freundschaft verbindet meinen Mann und mich mit zwei katholischen Priestern. Als ich den einen kennenlernte, entwickelte sich schnell eine gute Arbeitsbeziehung zu ihm. Wir trafen uns bei uns im Wohnzimmer, unsere kleinen Töchter wuselten um uns herum. Und wenn die Arbeit getan war, tranken wir dann auch schon mal ein Glas Wein. Immer mehr wurde er zu einem Vertrauten. Meine dritte Schwangerschaft: Wir besprachen sie im Frühstadium mit ihm. Sein bester Freund wurde zu unserem Freund. An unserer Silberhochzeit predigte er im Gottesdienst.
Luise Müller
ist evangelische Theologin und ehem. Superintendentin der Diözese Salzburg und Tirol
Der Geist der Freundschaft
Wir litten an unseren Kirchen und lebten in ökumenischer Experimentierfreude. Wir testeten Grenzen aus, an unserer Seite Menschen, denen ihre jeweilige Konfession unverzichtbar war, aber die auch den Reichtum der anderen schätzen. Unsere Freundschaft wirkte nach außen. Inzwischen sind wir miteinander alt geworden.
Paul Gerhardt, ein Liederdichter aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, beschreibt den Geist Gottes in einer Liedstrophe so: „Du bist ein Geist der Liebe, ein Freund der Freundlichkeit … Der Feindschaft bist du feind, willst dass durch Liebesflammen sich wieder tun zusammen, die voller Zwietracht seind.“ Auch wenn die Sprache Paul Gerhardts nicht meine Sprache ist, beschreibt er sehr treffend den Geist, der unsere Freundschaft trägt. Es ist der Geist Gottes. Davon bin ich überzeugt.