Donnerstag, 17.6.2021, Luise Müller

Füreinander da sein

Füreinander da sein – das gehört zu den wichtigsten Aufgaben einer Freundschaft. Genau davon handeln jetzt die Morgengedanken von Luise Müller.

Eine Bekannte hat mir mal gesagt: „Ich weiß, dass ich immer bei Ihnen läuten könnte, Sie wären für mich da. Und einmal, da bin ich in der Nacht vor Ihrer Haustür gestanden und habe dann doch nicht den Klingelknopf gedrückt. Aber alleine die Möglichkeit hat mir schon geholfen.

Luise Müller
ist evangelische Theologin und ehem. Superintendentin der Diözese Salzburg und Tirol

Freunde und Familie

So ist es auch mit Freundschaften. Mit wirklich guten Freundschaften. Ich weiß, ich könnte meine Freundin anrufen. Sie würde für mich da sein, sie würde sich meine Sorgen anhören, ich könnte ihr mein Leid klagen. Sie würde, wenn sie nur die kleinste Möglichkeit hätte, meinen Mangel beheben. Oder zumindest mit mir mitleiden. Manchmal ist auch Gott wie eine Freundin. Es entlastet, wenn man nicht alles alleine entscheiden muss. Es hilft, wenn man jemanden um Rat fragen kann. Andererseits verdoppelt es meine Freude, wenn ich sie mit jemand teilen kann. Meine Unsicherheit in schwierigen Situationen kann ich mit einer Freundin besprechen. Mir ihre Meinung anhören, die ich nicht nur fachlich schätze, sondern die auch von unserem gegenseitigen Vertrauen getragen ist.

Freunde haben eine andere Qualität als Ehepartner und Kinder, so unverzichtbar mir diese Beziehungen auch sind. Meine Familie ist manchmal einfach zu nahe dran an mir. Und manchmal, da möchte ich sie auch einfach nicht mit meinen Befindlichkeiten belasten. Freunde und Familie stehen nicht in Konkurrenz zueinander. Und gut ist es, dass ich auch Gott zu meinen Freunden zähle.