Lebenskunst – Begegnungen am Sonntagmorgen, 18.7.2021

Von der Lebenskunst „Klugheit“

Was im Leben taugt – Von der Lebenskunst „Klugheit“ | Vielleicht hält Gott sich einige Dichter – Ahmad Milad Karimi und der Koran | Jedermanns Jüdinnen und Juden – Ein Museumsrundgang zum Beginn der Salzburger Festspiele 2021 | Weh den Hirten, die die Schafe zugrunde richten – Bibelessay zu Jeremia 23, 1-6

Was im Leben taugt – Von der Lebenskunst „Klugheit“

Das Leben in unsicheren Zeiten wirft die Frage nach Verlässlichkeit neu auf: Was hat sich bewährt? Was hat in Krisen und bei großen Herausforderungen geholfen? Folgt man der abendländischen Tradition bis in die Antike, so wird ein umfassendes Glücken des persönlichen und sozialen Lebens durch das Befolgen von „Tugenden“ ermöglicht. Das Wort „Tugend“ kommt etymologisch von „taugen“, und Tugenden dienen also der Tauglichkeit des Individuums, sein Leben gut führen zu können.

Als Kardinaltugenden (vom lateinischen „cardo“: Türangel, Dreh- und Angelpunkt) hat Kirchenvater Ambrosius von Mailand im 4. Jahrhundert „Klugheit, Mäßigung, Gerechtigkeit und Tapferkeit“ bezeichnet. Nach wie vor ist die Verbindung des individuell Guten mit dem sozial Gerechten eine der großen Herausforderungen.

Gespräche in der weltweit größten Klosterbibliothek – in der Stiftsbibliothek Admont in der Steiermark – geführt von Theolog/innen und Philosoph/innen, gehen Herausforderungen wie dieser nach und erörtern die vier klassischen Grund- oder Kardinaltugenden. Sie sind ab 20. Juli an vier Dienstagabenden in „kreuz und quer gedacht“ (ORF 2, 22.35) mitzuverfolgen.

Einen Vorgeschmack liefert jeweils am Sonntag davor Brigitte Krautgartner für LEBENSKUNST. Den Anfang macht die Klugheit.

Vielleicht hält Gott sich einige Dichter – Ahmad Milad Karimi und der Koran

„Vielleicht hält Gott sich einige Dichter, damit das Reden von ihm jene heilige Unberechenbarkeit bewahre, die den Priestern und Theologen abhandengekommen ist“, formulierte einst der Schweizer Theologe, evangelisch-reformierte Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti.

Ein Dichter – zugleich Religionsphilosoph und Islamwissenschafter – hat sich vor einigen Jahren daran gemacht, das heilige Buch des Islam, den in Arabisch verfassten Koran, ins Deutsche zu übersetzen: der in Afghanistan geborene und an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster lehrende Milad Karimi.

Ein spannendes Unterfangen, nicht zuletzt in Zeiten heftiger Debatten um ein neues Islamgesetz in Österreich und um Islamismus und Terrorismus. Ruft der Koran zu Gewalt auf oder vermittelt er ewig gültige spirituelle Wahrheiten? Soll er wörtlich verstanden werden oder historisch-kritisch gesehen und immer wieder neu in die jeweilige Zeit interpretiert werden?

Buchtipp: Bernhard Uhde (Hrsg.), Ahmad Milad Karimi (Hrsg. und Übersetzer): Der Koran. Herder

Der Koran ist ein komplexes Buch mit vielen Facetten. Nicht zuletzt erzählt er Geschichten, die vielen aus der Bibel bekannt sind – dabei oft aus einer etwas anderen Perspektive. So auch die Geschichte rund um Abraham/Ibrahim, der bereit wäre, aus lauter Gottesfurcht seinen Sohn zu opfern. Doch Gott will keine Menschenopfer, der Bub bleibt am Leben. Darum geht es auch im islamischen Opferfest, das heuer am Abend des 19. Juli beginnt. Mit dem heiligen Buch des Islam, mit seinen Erzählungen, seinen Lebensregeln und vor allem mit seiner Poesie setzt sich Milad Karimi, Professor für Philosophie und Mystik, auseinander.

Wie es ihm bei der Übersetzung des Koran ins Deutsche gegangen ist, das hat er Brigitte Krautgartner erzählt.

Jedermanns Jüdinnen und Juden – Ein Museumsrundgang zum Beginn der Salzburger Festspiele 2021

Eigentlich hieß er Max Goldmann und stammte aus einer jüdischen Familie aus Baden bei Wien, weltweit bekannt wurde er unter seinem Künstlernamen Max Reinhardt.

Gemeinsam mit Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss entwickelte Reinhardt das Konzept eines Sommerfestes in Salzburg, bei dem Theater und klassische Musik im Zentrum stehen sollten: So gilt die erste Aufführung des „Jedermann“ auf dem Domplatz am 22. August 1920 (Text: Hugo von Hofmannsthal, Regie: Max Reinhardt) als Geburtsstunde der Salzburger Festspiele.

Auch heuer wieder, am 17. Juli 2021, werden diese mittlerweile weltberühmten Festspiele mit dem „Jedermann“ eröffnet. Und seit 14. Juli ist im Jüdischen Museum Wien die Ausstellung „Jedermanns Juden“ zu besichtigen. Sie widmet sich einer Rückschau auf 100 Jahre Salzburger Festspiele und der Teilhabe jüdischer Künstler/innen am weltweit so bedeutenden Kunst- und Kultur-Festival.

Nicht nur die „Gründerväter“ Max Reinhardt und Hugo von Hofmannsthal waren Juden bzw. hatten jüdische Wurzeln, auch andere Künstler/innen wie der Dirigent Bruno Walter, der Violinist Arnold Rosé, der Opernregisseur Lothar Wallerstein oder die die Tänzerinnen Margarethe Wallmann und Tilly Losch sowie die Salonière Bertha von Zuckerkandl.

Sie alle hatten maßgeblich Anteil am Entstehen und Erfolg der Festspiele. Salzburg wurde zum Inbegriff für innovatives Theater auf Freiluftbühnen, Musik in Perfektion und Tanz als Ausdruck der Avantgarde.

Mit der Machtübernahme des NS-Regimes 1938 änderte sich die Situation schlagartig: Die jüdischen Künstler/innen wurden verbannt und vertrieben.

An sie erinnert die Ausstellung – und Museumsdirektorin Danielle Spera, die Maria Harmer durch die Schau führt.

Weh den Hirten, die die Schafe zugrunde richten – Bibelessay zu Jeremia 23, 1-6

„Weh den Hirten, die die Schafe meiner Weide zugrunde richten und zerstreuen“, ist am „16. Sonntag im Jahreskreis“ in katholischen Kirchen zu hören:

Bibelessay zu Jer 23, 1–6

Ein Vers aus einem Text des Propheten Jeremia aus dem 7./6. Jahrhundert v. Chr., der, so die Theologin und Religionssoziologin Regina Polak, bis heute größte Gültigkeit hat. Handelt es sich darin doch um scharfe Kritik an religiösen und politischen Führern und um eine Hoffnungsvision für schwierige Zeiten, an deren Umsetzung sich jede und jeder beteiligen kann. Ein Kompass dafür sei die Sehnsucht nach Recht und Gerechtigkeit.

Redaktion & Moderation: Doris Appel