Praxis Spezial 11.8.2021

She’s Black – Religionen und Rassismus

Als Aufdruck auf T-Shirts hat der alte Slogan vor einigen Jahren wieder für Aufsehen gesorgt: „I met god. She’s Black." Also: „Ich habe Gott getroffen. Sie ist Schwarz."

Die Black Lives Matter-Bewegung hat den Blick geschärft, um Rassismus in den verschiedenen Lebensbereichen aufmerksamer wahrzunehmen. So gibt es etwa kaum eine Religion auf der Welt, die dem Menschen nicht grundsätzlich gleiche Würde und gleichen Wert zuspricht und doch wurden und werden Menschen nicht nur aufgrund ihres Geschlechts sondern auch wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder ihrer Hautfarbe immer wieder auch von und in Religionsgemeinschaften diskriminiert.

Praxis
Mittwoch, 11.8.2021, 16.05 Uhr, Ö1

Religion selbstkritisch reflektieren

Religionswissenschaftler Gerald Hödl erinnert an die christlichen Sklavenhalter in den USA, die mithilfe der biblischen Erzählung von Noah und seinen Söhnen, zu rechtfertigen versuchten, warum man Schwarze Menschen versklaven dürfe. Und auch heute noch äußern sich neo-koloniale Denkmuster in Form von vielleicht gut gemeinter, aber letztendlich paternalistischer und rassistischer Infantilisierung von Schwarzen Menschen im Zusammenhang mit Spendenkampagnen für Entwicklungshilfeprojekte in so mancher christlichen Pfarrgemeinde. „Wenn wir an dominante Darstellungsweisen Schwarzer Menschen in der Öffentlichkeit denken, dann sind diese Bilder afrikanischer hungernder Kinder, die Spendenobjekte sind, sehr, sehr zentral und sie sind auch im Zusammenhang der Verkindlichung Schwarzer Menschen zu sehen“, meint dazu die Rassismusforscherin Araba Evelyn Johnston-Arthur.

Auch mit den Glaubenssätzen von Islam und Judentum sei Rassismus nicht vereinbar, stellen Schlomo Hofmeister, Gemeinderabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, und Nadim Mazarweh, Leiter der Kontaktstelle für Extremismusprävention und Deradikalisierung der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, fest. Dennoch sehen auch sie sich herausgefordert, neben den eigenen Diskriminierungserfahrungen in Form von Antisemitismus oder anti-muslimischem Rassismus, auch die Geschichte und Gegenwart der eigenen Religion selbstkritisch zu reflektieren, etwa den Umgang mit aus Äthiopien gebürtigen Schwarzen Jüdinnen und Juden in Israel.

„Rassismus gedeiht da, wo er geleugnet wird“

Der Bogen spannt sich noch weiter bis zum indischen Kastensystem im Hinduismus oder zum Umgang von Buddhisten mit der muslimischen Minderheit der Rohingya in Myanmar.

Religionen entstehen und entwickeln sich in einem bestimmten historischen Kontext, werden geprägt und prägen wiederum selbst die Gesellschaften, in denen sie praktiziert werden. „Rassismus gedeiht da, wo er geleugnet wird“, hat der Philosoph, Jurist und ehemalige Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen, Doudou Diène einmal formuliert. Darum sei es wichtig, dass auch Religionsgemeinschaften lernen, Rassismus zu erkennen, sich selbstkritisch mit Rassismen in der eigenen Tradition auseinanderzusetzen und bei Vorfällen die Täter konfrontieren, anstatt bloß hinterher die Opfer zu trösten, plädiert etwa der deutsche Autor und Moderator Sami Omar, der auch Vorträge und Workshops zum Thema Anti-Rassismus leitet. Dann könnten Religionen nämlich auch ihre befreiende und anti-rassistische Wirkung entfalten, wie sie etwa die junge Romni und engagierte Katholikin Diana Dworzack aus ihrer Wiener Pfarre beschreibt. Eine Sendung im Rahmen der Reihe „Das Beste zum Wiederhören“.

Gestaltung: Alexandra Mantler

Musik:

Macklemore & Ryan Lewis feat. Jamila Woods: „White privilege II“
Warner Music