Dienstag, 27.7.2021, Matthias Roch

Lebenspilgerweg Labyrinth

Manchmal muss man verschlungene Wege gehen, um sein Ziel am Schluss doch zu erreichen –Sinnbild dafür sind Labyrinthe, die man vielerorts begehen kann.

Das Schloss Großrußbach – jahrzehntelang Bildungshaus der Erzdiözese Wien – ist der Mittelpunkt gemeinsamen Pilgerns gewesen – bis heute. Bis vor Kurzem habe ich hier auch gewohnt.

Prälat Dr. Matthias Roch
ist Rektor des Bildungshauses Großrußbach in Niederösterreich

Der Weg zur Mitte

Ein Lieblingsplatz ist mir das Labyrinth im Garten, das von Freunden und Förderern des Bildungshauses errichtet wurde. Gerade in der Zeit des Lockdowns bin ich in diesem Labyrinth oft gegangen. Es ist dem Original in der Kirche von Chartres in Frankreich nachgebaut – 12 Meter im Durchmesser. Ein 260 Meter langer Weg führt in elf konzentrischen Kreisen mit 34 Kehren zum Zentrum. Ein Labyrinth ist kein Irrgarten – entgegen weit verbreiteter Vorstellungen. Alle Wege eines Labyrinths führen über Umwege zur Mitte. So sind Labyrinthe Symbole unseres Lebens.

„Im Labyrinth verliert man sich nicht. Im Labyrinth findet man zu sich selbst“, sagt ein Weiser. Das durfte ich bei mir erleben. Manche Wegstrecken ziehen sich scheinbar endlos dahin und verlangen ein gewisses Durchhaltevermögen. Beim Begehen bin ich manchmal sehr nahe am Zentrum, dann führt der Weg wieder weg von ihm. Ich gehe weiter – in einem Rhythmus und besinnlich. Ich brauche Zeit und finde langsam den Weg zur Mitte. Ist das nicht ein Bild für mein tägliches Leben?