LEBENSKUNST – Begegnungen am Feiertag 15.8.2021

Leben für Leben

Feminismus, Marienfrömmigkeit und orientalischer Tanz | Von der Kraft des Maximilian Kolbe | Die sinnliche Seite des Islam | Bibelessay von Mirja Kutzer

Weil das Chaos nicht das letzte Wort hat – Bibelessay zu Offenbarung 11, 19 – 12, 1-6

Es dürfte auf das Ende des ersten Jahrhunderts oder auf den Anfang des zweiten zurückgehen, jenes biblische „Buch der Offenbarung“, das aufgrund seiner Symbolsprache so gern in Literatur und Film zitiert wird. In der katholischen Kirche ist am Feiertag „Mariä Aufnahme in den Himmel“ ein Abschnitt aus dieser „Apokalypse“ für die Gottesdienste vorgesehen. Die schwangere Frau, die am Himmel als das große Zeichen erscheint und vor Schmerzen in ihren Geburtswehen schreit, wird meist als Mutter des Messiaskindes gedeutet.

Lebenskunst
Sonntag, 15.8.2021, 7.05 Uhr, Ö1

Seit gut 1.600 Jahren glauben Christ/innen, dass sie mit Leib und Seele in die „himmlische Herrlichkeit“ aufgenommen wurde; ein Paradebeispiel für den erlösten Menschen, wie von Theolog/innen zu hören ist. Die an der Universität Kassel lehrende Theologin Mirja Kutzer sieht im Bild von der Urgewalt einer Geburt das ganze Chaos des Lebens ausgemalt: die Bedrohung durch Natur und Gewalt, die Fragilität und Verletzlichkeit des Menschen. Doch, so Kutzer, das Chaos hat nicht das letzte Wort. Das Bild geht über in Rettung und Leben, die größtmögliche Schwäche verwandelt sich in höchste Stärke.

Bibelessay zu Offenbarung 11,19 – 12,1-6

Das Herz weiten – Feminismus, Marienfrömmigkeit und orientalischer Tanz

Eine „marianische Spiritualität“ wird oft als konservativ und angepasst gedeutet. Doch Marienfrömmigkeit kann auch als etwas Befreiendes und Stärkendes gelebt und erlebt werden: Die derzeit an der Universität Wien arbeitende junge Bayerin Magdalena Kraus hat das während ihrer Forschungen in Lateinamerika erfahren. Die Faszination, die volkstümliche Religiosität ausübt, hat ihr dabei nicht den Blick verstellt auf ungleiche gesellschaftliche Verhältnisse – im Gegenteil.

Sie befasst sich nun verstärkt mit dekolonialen und feministischen Theorien sowie mit Entwicklungspolitik. Einmal im Jahr zieht sich die Katholikin zu Exerzitien nach den Anleitungen des Ignatius von Loyola zurück, um zu sich selbst zu finden und Kraft zu tanken. Dass sie ähnliche Empfindungen auch im Drehtanz muslimischer Sufis spürt, ist für sie kein Widerspruch, sondern Ausdruck jener grenzenlosen Weite, zu der jede tiefe, spirituelle Erfahrung hinführt. Ein Porträt, gestaltet von Lise Abid.

Leben für Leben – Von der Kraft des Maximilian Kolbe

Auch ihm hat eine vielleicht kindliche Hingabe an die Madonna, an die Mutter Jesu, in den schwierigsten Situationen seines Lebens geholfen: Sein unerschütterliches Gottvertrauen und seine Bindung an Maria, die er als „Immaculata“, als „Unbefleckte“, bezeichnete, haben es Pater Maximilian Kolbe möglich gemacht, sein Leben gegen das Leben eines Mithäftlings im KZ Auschwitz einzutauschen. So wurde der Familienvater gerettet. Und der Franziskaner-Minorit ist in den berüchtigten „Hungerbunker“ gegangen, wo er die Tage bis zum 14. August 1941 zugebracht hat. Sein Tod am Vorabend von „Mariä Himmelfahrt“ wurde als besonderes Zeichen gedeutet. Ein Beitrag zum 80. Todestag des 1982 von der katholischen Kirche heiliggesprochenen Pater Maximilian Kolbe von Markus Veinfurter.

Mystik in den Religionen – Die sinnliche Seite des Islam

Das Erleben von Transzendenz, sich mit dem Göttlichen oder etwas Absolutem zu „vereinen“, ist für viele Menschen ein Bedürfnis. Mystik wird daher oft als Kern und gar Ursprung aller Religionen betrachtet; als das, was Traditionen verbindet. In der Sommerreihe „Das Beste zum Wiederhören“ präsentiert LEBENSKUNST mystische Traditionen in Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus. Lise Abid hat sich mit dem Sufismus, einer Form der islamischen Mystik, auseinandergesetzt: einer künstlerischen, sinnlichen und ekstatischen Ausdrucksweise von Spiritualität.

Die Sendereihe „Im Innersten – Mystik in den Religionen“ erscheint in der Edition Ö1 als CD, im Download und im Streaming.

Redaktion & Moderation: Doris Appel