LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen 29.8.2021

Role Model Fatima

Role Model Fatima – Was junge muslimische Frauen heute über Mohammeds Tochter denken | Erfahrungen der Ganzheitlichkeit und Einheit – Mystische Elemente des Buddhismus | „Ich bin doch ein gläubiger Mensch“ – In Memoriam Friederike Mayröcker | Weil innere und äußere Reinheit zusammengehören – Bibelessay zu Mk 7,1–8.14–15.21–23

Role Model Fatima – Was junge muslimische Frauen heute über Mohammeds Tochter denken

Die Preise der blauen Burka, der Vollverschleierung für Musliminnen, seien seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan in die Höhe geschossen, ist zu lesen. Grund dafür sei die hohe Nachfrage aus der Bevölkerung. Viele Frauen im Land fürchten sich vor den strikten Regeln der Islamisten und kaufen sich vorauseilend die Vollverschleierung. Zu lebendig ist die Erinnerung an die Herrschaft der Taliban in den 1990er Jahren: Damals durften Frauen keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, Mädchenschulen wurden geschlossen, es gab Zwangsehen, des Ehebruchs Bezichtigte wurden zu Tode gesteinigt. Derzeit sind die Taliban bemüht, ein moderateres Bild abzugeben. Frauen sollten weiterhin arbeiten können – freilich im Einklang mit der Scharia.

Lebenskunst
Sonntag, 29.8.2021, 7.05 Uhr, Ö1

Als Märtyrerin, die gegen Unrecht ihre Stimme erhob, gilt Fatima für schiitische Gläubige. Die Tochter Mohammeds, des Verkünders des Islam, hat vor mehr als 1.400 Jahren gelebt – als gesellschaftlich aktive Frau, wie es heißt. Von konservativen Muslim/innen wird Fatima teils noch immer für eine traditionelle Frauenrolle zitiert.

Viel stärker aber reklamieren junge Musliminnen – zumindest jenseits der afghanischen Grenzen – für sich Frauenrechte und selbstbestimmte Entscheidungen nach dem Beispiel Fatimas. Role Model Fatima: Lise Abid hat drei Freundinnen afghanischer Herkunft getroffen, die in Österreich leben, Kopftuch tragen und sich auf die selbstbewusste Fatima berufen.

Erfahrungen der Ganzheitlichkeit und Einheit – Mystische Elemente des Buddhismus

Seit Jahrtausenden werden sie von Menschen in unterschiedlichsten Kulturkreisen geschildert: Erfahrungen des Einsseins mit der göttlichen oder höchsten Wirklichkeit, Erfahrungen der Ergriffenheit, der Erleuchtung. Mystik spielt in den spirituellen Wegen aller Traditionen eine gewisse Rolle, durch die Religionsgeschichte hindurch einmal mehr und einmal weniger, je nach soziokulturellem, historischem Kontext. In eine Welt voller Mystikerinnen und Mystiker ist auch Siddharta Gautama, der spätere Buddha, hineingeboren worden.

„Im Innersten. Mystik in den Religionen“ ist als CD, im Streaming und als Download in der Edition Ö1 erschienen.

Gegen manche der vorherrschenden Traditionen in Indien hat er sich bewusst gewandt. Ob der Buddhismus nun zu den mystischen Traditionen gezählt werden kann oder mystische Elemente beinhaltet, ist Ansichtssache. Die Erfahrung der Erleuchtung oder des Erwachens könne man jedenfalls durchaus als mystisch bezeichnen, meint der buddhistische Religionslehrer, Autor und Yogalehrer Guntram Ferstl. Das Erkennen von und die Verbindung mit der absoluten Wirklichkeit werde auch im Buddhismus angestrebt. Kerstin Tretina hat nachgefragt.

„Ich bin doch ein gläubiger Mensch“ – In Memoriam Friederike Mayröcker

Von Anfang an verstand sie Dichtung als ein Ver-Dichten von Gedanken, von Atmosphäre. Und sie lebte in Bildern: „Ich steige solange in ein Bild hinein, bis es Sprache wird“, sagte sie einmal. Die 1924 in Wien geborene Friederike Mayröcker galt und gilt als Avantgarde und Grande Dame der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.

Im Juni ist sie 96-jährig gestorben. Der katholische Theologe, Germanist, Literaturkritiker und Übersetzer Cornelius Hell hat Friederike Mayröcker im Lauf der Jahrzehnte mehrmals interviewt, unter anderem zu dem, was man das Spirituelle, das Religiöse in ihrem Werk nennen könnte. Ein Wiederhören in den LEBENSKUNST-Sommerreprisen.

Weil innere und äußere Reinheit zusammengehören – Bibelessay zu Mk 7,1–8.14–15.21–23

Bibelessay zu Mk 7,1–8.14–15.21–23

Es mag viele Menschen heute irritieren, wenn Jesus von Nazareth einer Gruppe Schriftgelehrter, den sogenannten Pharisäern, widerspricht. Irritieren, weil diese Gelehrten daran festhalten, dass Brot nicht mit ungewaschenen Händen gegessen werden soll, dass man sich waschen soll, wenn man vom Markt kommt, dass Becher, Krüge und Kessel abgespült werden sollen.

Gerade in Corona-Zeiten erscheint das Reinigen zurecht als lebensnotwendig. Doch Jesus, der sich in einem Machtkampf mit den Pharisäern befindet, spitzt die Auseinandersetzung zu: Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein, wird er im Markusevangelium zitiert, wie am 29. August in katholischen Kirchen zu hören ist.

Der katholische Theologe und Professor für Judaistik an der Universität Wien, Gerhard Langer, meint dazu, dass sich beide Ansichten nicht ausschließen sollten. Innere und äußere Reinheit gehören eng zusammen. Und Reinheit ist nicht immer gleichbedeutend mit Sauberkeit, sondern damit ist in den biblischen Erzählungen auch ein Zustand vor dem Ewigen gemeint.

Redaktion & Moderation: Doris Appel