Zwischenruf 29.08.2021, Sabrina Fuchs – El Bahnasawy

Sabrina Fuchs-El Bahnasawy über soziale Kompetenzen

Aktuell erreichen uns schreckliche Bilder aus Afghanistan die Menschen auf der Suche nach Hilfe und Sicherheit zeigen. Erwachsene und Kinder, die Angst davor haben wieder in vermehrter patriarchaler Unterdrückung und mit Gewalt leben zu müssen.

Sabrina Fuchs – El Bahnasawy ist Sozialpädagogin und Mitbegründerin der muslimischen Telefonseelsorge „Salam“

Als Mutter und auch als Sozialpädagogin frage ich mich, was das mit Kindern und jungen Menschen dort, aber auch hier, bei uns, macht und es wird mir wieder einmal bewusst wie wichtig es ist sich für die Freiheit, Sicherheit und soziale Bildung der Menschen einzusetzen.

Es ist mir sehr wichtig die nächste Generation dabei zu fördern soziale Kompetenzen zu entwickeln.

Füreinander da zu sein, für ein Miteinander zu stehen, Haltung zu haben und Haltung zu zeigen, wenn es um Menschenrechte, Gleichberechtigung und Fairness geht, sind Fähigkeiten die meiner Meinung nach in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden und die wir unserer nächsten Generation vermitteln müssen.

Im Islam hat es einen großen Wert, wenn Menschen Zeit dafür verwenden einen Beitrag dazu zu leisten unsere Welt zu einem guten Ort zu machen, wenn sie Rücksicht auf Menschen und Natur nehmen, den Mitmenschen wertschätzend und gerecht begegnen.

Ich bin der tiefen Überzeugung, dass die Basis für die Fähigkeit zu einem „Miteinander trotz Unterschieden“, Empathie und andere soziale Kompetenzen, in der Kindheit gelegt wird.
Ein Mensch kann dann Liebe geben, tolerant sein und Freiheit gewähren, wenn er, oder sie, diese auch selbst erfahren und erlebt hat.
Wenn Menschen nur Unterdrückung, Missachtung, Ungerechtigkeit und Gewalt kennen, ist es das, was sie gelernt haben, das an das sie sich gewöhnt haben und das, was sie weitergeben bzw. in ihre Gesellschaft tragen werden.
„Diejenigen, die nicht barmherzig sind, werden keine Barmherzigkeit erlangen.“ heißt es in einer Überlieferung des Propheten Mohammed (Frieden und Segen sei mit ihm).

Ich frage mich, was bedeutet das alles für die Menschen und die Gesellschaft in Ländern wie Afghanistan?

Es ist so wichtig, die eigene Verantwortung wahrzunehmen, auch im kleinen Rahmen die Stimme zu erheben und sich für ein gelingendes Miteinander einzusetzen.
Und mindestens genauso wichtig ist es, als Gesellschaft Organisationen, aber auch Einzelpersonen, die sich für soziale Bildung und Menschenrechte einsetzen zu fördern und zu stärken.

Als Mutter wünsche ich mir, dass unsere Töchter ein gleichberechtigtes und freies Leben führen können: arbeiten, was ihr Wunsch ist, frei sind ihren eigenen Weg zu gehen.
Ich erwarte, dass sie in einer Gesellschaft leben, die sie akzeptiert wie sie sind und ihnen die Chance gibt sich auf allen Ebenen zu entfalten, egal, ob sie Kopftuch tragen, oder blau-gefärbte Haare haben.

Unseren Söhnen wünsche ich, dass sie mit starken, selbstbewussten Frauen umgehen können, ihnen wertschätzende Partner sind und aufrichtige Unterstützer von Gerechtigkeit.

Ich wünsche unseren Kindern, dass sie von Menschen umgeben sind die ihnen Anerkennung, Respekt und Zuwendung geben und sie so zu Loyalität der Gesellschaft gegenüber ermuntern.

Menschen, die zu gutem Charakter und positivem Miteinander erzogen sind, die sich als wertgeschätzter Teil einer Gesellschaft wahrnehmen, die werden eine Religion niemals missbrauchen um Macht, Gewalt und Ungerechtigkeit durchzusetzen. Davon bin ich überzeugt.