LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen 5.9.2021

Schöpfungsakt und Schöpfungszeit

Schlüssel für ein gelingendes Leben – Bibelessay zu 1 Thessalonicher 5, 14-24 | Schöpfungsakt und Neuorientierung – Rosch ha-Schana in Tradition und Moderne | Aus nix hat der Allmächtige die Welt geschaffen – Eine Weisheit, vermittelt von Topsy Küppers | Gut für Leib und Seele – Vom Übungsweg Yoga

Schlüssel für ein gelingendes Leben – Bibelessay zu 1 Thessalonicher 5, 14-24

Schlüssel für ein gelingendes Leben – Bibelessay zu 1 Thessalonicher 5, 14-24

Seit 1. September, dem „Schöpfungstag“ in der orthodoxen Kirche und dort zugleich Beginn des neuen Kirchenjahres, wird in den verschiedenen christlichen Kirchen die sogenannte Schöpfungszeit begangen. Sie dauert bis zum Gedenktag des „Umwelt-Heiligen“ Franz von Assisi, dem 4. Oktober.

Damit machen die unterschiedlichen Kirchen auf die Notwendigkeit der „Bewahrung der Schöpfung“ aufmerksam: Es gehe darum, einen Lebensstil – bewusst und dauerhaft – zu wählen, der der Natur und allen Menschen Leben ermöglicht.

Von „Schlüsseln für ein gelingendes Leben“ erzähle auch jener Bibeltext, der am Sonntag, 5. September, in evangelischen Kirchen zu hören ist, sagt Julia Schnizlein, Theologin und Pfarrerin der Lutherischen Stadtkirche in Wien. „Jagt allezeit dem Guten nach“, heißt es in diesem ersten Brief an die Thessalonicher, verfasst von Paulus im Jahr 50.

Schöpfungsakt und Neuorientierung – Rosch ha-Schana in Tradition und Moderne

Um die Weltschöpfung und die Erschaffung Adams, also des Menschen, geht es laut jüdischer Überlieferung auch beim Neujahrsfest Rosch ha-Schana (übersetzt: Kopf des Jahres).

Es beginnt heuer am Abend des 6. September, unter anderem mit Speisen, die das Süße, Runde und Vollendete symbolisieren, wie etwa in Honig getauchte Apfelscheiben. Danach sind Jüdinnen und Juden zehn Tage lang, bis zum Versöhnungstag Jom Kippur, angehalten, in sich zu gehen, „umzukehren“ und sozusagen geläutert das Neue Jahr zu beginnen.

Tage, in denen heuer progressive Jüdinnen und Juden in Deutschland diesmal auch „250 Jahre Liberales Judentum“ feiern. Dazu ist unter anderem ein Buch mit dem Titel „Modern aus Tradition“ erschienen.

Buchtipp:, Walter Homolka, Heinz-Peter Katlewski und Hartmut Bomhoff, „Modern aus Tradition – 250 Jahre Liberales Judentum“, Patmos-Verlag

Es spannt den Bogen von den Gründervätern des liberalen Judentums – beginnend im 18. Jahrhundert – bis herein ins Heute mit Einblicken in ein vielfältiges und blühendes Leben von Gemeinden, zu denen in Österreich „Or Chadasch“, „Neues Licht“, gezählt werden kann.

Einer der Autoren ist Rabbiner Walter Homolka, unter anderem Professor für Jüdische Religionsphilosophie der Neuzeit und Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs, das Rabbiner/innen sowie Kantor/innen der liberalen Tradition ausbildet. Brigitte Krautgartner hat Rabbiner Walter Homolka bei seinem jüngsten Wien-Besuch getroffen.

Aus nix hat der Allmächtige die Welt geschaffen – Eine Weisheit, vermittelt von Topsy Küppers

Von einer besonderen Rabbiner-Prüfung erzählt die in Wien lebende mittlerweile 90-jährige Schauspielerin, Sängerin und Autorin Topsy Küppers in ihrem jüngsten Buch: Jeder Rabbiner-Kandidat musste aus dem Stegreif eine Predigt halten.

Buchtipp: Topsy Küppers „Nix wie Zores! Jüdisches Leben und Lieben“, edition a

Kurz vor der Prüfung erhielt der Prüfling eine verschnürte Rolle, in der das Thema der Rede schriftlich festgehalten war. Den später gefeierten Großrabbiner von Ungarn wollte man dereinst aufs Glatteis führen und überreichte ihm ein leeres Blatt. „Der junge Mann (…) nickte und sagte mit fester Stimme, indem er das Papier hin und her drehte: Hier is nix, und da is auch nix – und aus nix hat der Allmächtige die Welt geschaffen. (…) Und Issachar begann mit der Erschaffung der Welt. Seine Augen glänzten, seine blassen Wangen röteten sich, seine warme Stimme, die Schönheit seiner Aussprache berührte die Herzen …“ –

Gut für Leib und Seele – Vom Übungsweg Yoga

Gut für die Geschöpfe dieser Welt, gut für den Menschen, für Leib und Seele, das sei auch Yoga, hört man von Yoga-Lehrenden und Praktizierenden. Entspannung und eine Auszeit vom Alltag, Freundlichkeit sich selbst und anderen gegenüber seien Folgen dieses Übungswegs.

Und ja: Die Meditations- und Körperübungspraxis aus Asien ist längst eine weltweit verbreitete etablierte Bewegung, im doppelten Wortsinn, geworden. Sie hat zum Teil Jahrtausende alte Wurzeln in Indien und wurde und wird immer wieder aktualisiert.

Auch wenn es oft den Anschein hat: Der spirituelle Anteil daran ist nie ganz verloren gegangen, sagen Yoga-Forschende und Praktizierende. Für den Wiener Yoga-Lehrer Hannes Hochmeister ergibt sich aus dem indischen Yoga und seiner westlichen, christlichen Prägung nicht nur ein interessantes Spannungsfeld, sondern auch eine spezielle Form der Lebenskunst. Kerstin Tretina war in einer von ihm geleiteten Yoga-Stunde und hat mit ihm gesprochen.

Moderation: Martin Gross
Redaktion: Doris Appel