Praxis – Religion und Gesellschaft 01.09.2021

Gaming, Drogen und Tiere

Anno et Omno – Religion in Computergames | Schöpfungszeit: Klimakrise und Tierethik nach der Pandemie | Berauscht oder erleuchtet? – Drogen und Religion

Anno et Omno – Religion in Computergames

Wer in dem Computergame „Anno 1800" Städte erbaut und Inseln besiedelt, muss sich dort auch um die spirituellen Bedürfnisse seiner Bewohner/innen kümmern, sonst sinkt deren Zufriedenheitswert. In dem neuen Indie-Game „Omno“ sammelt ein mystisches Wesen Licht und Energie und bringt so einen Obelisken zum Leuchten.

Science Fiction
OMNO

Die Welt der Religionen bietet eine Fülle an Geschichten, Figuren und Konflikten, die sich bestens für Unterhaltungsmedien eignen. Filme und Serien sind voll davon und auch in Computerspielen lassen sich religiöse Elemente finden, ob nun die Gamerin oder der Gamer in die Rolle eines Magiers oder einer griechischen Göttin schlüpft.

Buchtipp:
Oliver Steffen: Religion in Games
Eine Methode für die religionswissenschaftliche Digitalspielforschung
Transformierte Religionen
Band 2 Reimer Verlag 2017

Oliver Steffen, Religionswissenschaftler an der Universität Bern, forscht seit 15 Jahren an der Schnittstelle zwischen Religion und Computerspielen und bringt den Trend kurz auf den Punkt: „Institutionalisierte Religion in Games ist böse, individualisierte Ethik und Spiritualität ist gut und kann direkt erfahren werden.

Ich denke, das ist ein gutes Bild für das, was sich viele Menschen heute wünschen.“

Science Fiction
OMNO

Gaming ist ein Genre, an dem sich auch religiöse Sinnanbieter immer wieder versuchen, von Computerspielen mit pädagogischem Impetus der Bibelgesellschaft bis zu Spielen aus der evangelikalen Szene der USA, die einen missionarischen Charakter haben. Lena Göbl hat unter anderem mit Robert Glashüttner vom FM4-Spielekammerl gesprochen und gibt Einblicke in die Gaming-Szene.

Schöpfungszeit: Klimakrise und Tierethik nach der Pandemie

Bücher:

  • Martin M. Lintner: Der Mensch und das liebe Vieh: Ethische Fragen im Umgang mit Tieren. Tyrolia 2017
  • Kurt Remele: Die Würde des Tieres ist unantastbar: Eine neue christliche Tierethik (topos premium): Eine zeitgemäße christliche Tierethik
  • Petra Steinmair-Pösel: Im Gravitationsfeld von Mystik und Politik. Christliche Sozialethik im Gespräch mit Maria Skobtsova, Dorothee Sölle und Chiara Lubich
    Reihe: Gesellschaft – Ethik – Religion, Band: 16

Der vergangene Sommer hat die drastischen Auswirkungen der Klimaerwärmung mehrfach gezeigt: zerstörerische Waldbrände im Mittelmeerraum, Stürme und Hochwasserkatastrophen mit 180 Todesopfern allein in Deutschland oder – ganz aktuell – der Hurrikan „Ida“, der im US-Bundesstaat Louisiana schwere Schäden verursacht hat.

Bewegungen wie „Fridays for Future" versuchen auf den Ernst der Lage aufmerksam zu machen und für eine globale Änderung der Klimapolitik zu kämpfen. Dass es höchste Zeit ist zu handeln, daran wollen auch die christliche Kirchen erinnern mit ihrer „Schöpfungszeit“, die am 1. September beginnt und bis zum 4. Oktober dauert.

Bei vielen Menschen würde sich angesichts der Größe der Probleme ein Gefühl der Ernüchterung einstellt, dabei seien auch kleine Initiativen wichtig, meinen die Sozialethikerin Petra Steinmair-Pösel von der Universität Wien und der katholische Theologe, Priester und Ethiker Martin Lintner von der Hochschule Brixen.

Ein Beispiel für den sorglosen Umgang mit Umwelt und Tieren sind auch die vielen Welpen, die nach den Lockdowns im Tierheim gelandet sind, hat Judith Fürst zudem bei der Tierschutzombudsstelle erfahren.

Berauscht oder erleuchtet? – Drogen und Religion

Die Religionen haben ein ambivalentes Naheverhältnis zu „Drogen" in ihren vielfältigen Erscheinungsformen. Wein spielt, zum Beispiel, schon in der Hebräischen Bibel eine wichtige Rolle (besonders in der religiösen Bildsprache). Im Christentum ist er (von ein paar Ausnahmen abgesehen) aus der Feier des Gottesdienstes nicht wegzudenken, allerdings in einer rein ritualisierten Form.

Den Anhängerinnen und Anhängern des Islam war von ihrem Propheten Mohammed von Anfang an empfohlen worden, möglichst nüchtern zum Gebet zu erscheinen. Daraus hat sich ein generelles Alkoholverbot entwickelt.

Der Gedanke dahinter: Das Hochgefühl im Rausch oder tranceähnliche Zustände sollten nicht mit einer echten spirituellen Erfahrung verwechselt werden.
Öffnen psychoaktive Substanzen die Tür zu einer höheren Ebene des Seins, vielleicht sogar zu einer „göttlichen Sphäre"?

Oder erzeugen sie nur Trugbilder und Halluzinationen? Erweitern sie das Bewusstsein – oder führen sie zu einem gefährlichen Realitätsverlust? Markus Veinfurter über das schwierige Verhältnis von Religion und Drogen.

Moderation: Alexandra Mantler