Samstag, 25.9.2021, Anton Leichtfried

Buch mit sieben Siegeln

Für viele ist die Bibel wie das sprichwörtliche „Buch mit sieben Siegeln“ – schwer zu verstehen und rätselhaft. Das Originalbuch „mit sieben Siegeln“ findet sich übrigens in der letzten Schrift der Bibel, in der Offenbarung des Johannes.

Ein anderer Name dafür, „Johannesapokalypse“, weist darauf hin, wie sehr es sich heutzutage eignet für Mystery- und Fantasyfilme aller Art: magisch, mystisch, schrecklich – und vor allem braucht man den richtigen Geheim-Code …

Mit einigen wenigen Verstehensschlüsseln liest sich dieselbe Johannesoffenbarung allerdings völlig anders: als Ermutigung an eine kleine Schar von Gläubigen, ihre Hoffnung nicht auf Äußerliches und die Machtverhältnisse zu setzen, sondern auf Gott.

Anton Leichtfried ist katholischer Weihbischof in St. Pölten

Schon so mancher hat mit guten Vorsätzen begonnen, die Bibel zu lesen. Und hat beim Buch Genesis angefangen und ist dann irgendwo im Buch Exodus ins Stocken geraten. Zu unverständlich? Zu wenig Ertrag? Manche Bibelstellen sind so einfach und klar, dass sie keine Zusatzinfos brauchen: etwa viele Worte und Taten Jesu. Oder Gebete aus den Psalmen: So konkret, als ob sie von heute wären und nicht über 2000 Jahre alt.

Für andere Stellen braucht man Verstehenshilfen. Dafür gibt es Einführungen, Kommentare in verschiedenen Formaten und Hinweise in der Bibelausgabe selber. Vielen hilft der geistige und spirituelle Austausch mit anderen, um mit dem Lesen der Bibel anzufangen und mit Gewinn dabei zu bleiben.

Die Bibel enthält, so das christliche Verständnis, Gotteswort in Menschenwort. Darum braucht es immer wieder die persönliche Anstrengung und hochwissenschaftliche Untersuchungen, um besser herauszufinden, was die biblischen Autoren sagen wollten.

Treffend gilt aber auch immer ein Wort von Frère Roger, dem Gründer von Taizé: Und wenn du nur ein Wort der Bibel verstanden hast: Lebe danach, und es wird dein Leben verändern.