Dienstag, 21.09.2021, Ingeborg Brandl

Kaffee zwischendurch

In den Krankenhäusern herrscht derzeit wieder Hochbetrieb, Anspannung und Stress für Ärztinnen und Pfleger. Umso wichtiger ist es da, wenn man gut zusammenarbeitet, als Team. Das weiß auch Ingeborg Brandl aus dem Burgenland: Sie ist Pflegeexpertin und arbeitet als Diplomkrankenschwester im AKH Wien.

Seit einigen Tagen haben wir eine neue Kollegin im Team. Jeden Morgen sitzen wir gemeinsam am Tisch und besprechen die Arbeitsabläufe des Tages sowie ungeklärte liegengebliebene Fragen vom Vortag. Bei uns wird das bei einem gemeinsamen Kaffee am Morgen erledigt. Die „Neue“, wie sie am Anfang genannt wurde, trank keinen Kaffee und saß nur ganz still am Ende des Tisches, fast schon in der Ecke.

Ingeborg Brandl ist Pflegeexpertin, Diplomkrankenschwester und Ratsvikarin aus Kaisersdorf im Burgenland.

Nach ein paar Tagen fragte sie dann endlich, ob sie sich eine Tasse ausborgen könnte, da sie ihre noch nicht mitgenommen hat. Ich erklärte ihr, dass bei uns jeder eine Tasse benutzen kann, die er möchte und wir keine zugewiesenen Tassen und Gläser haben. Bei uns herrscht Gemeinschaft und die Teller und Tassen sind für alle da. Manchmal gibt es auch was zu essen, wenn unsere Sekretärin wieder einmal ihre Back-Wut hat und uns mit leckeren selbstgebackenen Süßigkeiten versorgt. Wer Zeit und Lust hat, kauft was ein und sorgt somit für die anderen mit.
Der Kollegin hat das gut getan und es entsprach auch ihrem Wesen. Am nächsten Tag kam sie mit einem Schild in die Arbeit, welches sie geheimnisvoll unter einer kleinen Decke am Tisch platzierte.

Nach der Morgenbesprechung nahm sie die Decke ab und auf dem Schild stand: „Eine Gemeinschaft benötigt mehr als nur Raum, Zeit und Menschen, es benötigt etwas zum Beleben, wie eben ‚Kaffee zwischendurch‘“.