Logos – Glauben und Zweifeln 6.11.2021

Wie wollen wir sterben helfen?

Beihilfe zum Suizid: Moralischer Dammbruch oder humanitärer Fortschritt?

Sterben zu müssen macht Menschen Angst. Wir haben Angst vor Schmerzen. Wir haben Angst vor Einsamkeit. Wir haben Angst, anderen zur Last zu fallen. Wir haben Angst, unsere Selbstbestimmung zu verlieren. – Was ist angesichts dessen ein menschenwürdiges Sterben?

Logos
Samstag, 6.11.2021, 19.05 Uhr, Ö1

Diese Frage stellt sich heute paradoxerweise zunächst durch die Fortschritte der modernen Intensivmedizin. Denn sie hat einerseits – wie nie zuvor in der Geschichte – dazu beigetragen, dass vielen Menschen das Leben gerettet werden kann. Sie hat dazu beigetragen, dass wir viel länger und qualitativ besser bis ins hohe Alter leben können. Andererseits birgt das auch die Gefahr, dass sie bloß künstlich die Lebenszeit quantitativ verlängert, zu einer Zeit, die manche Betroffene als sinnentleert und als bloße Leidensverlängerung empfinden können. Sie wollen über das Wann und Wie ihres Todes selbst entscheiden und Hilfe bei der Selbsttötung in Anspruch nehmen können.

Im Dezember 2020 hat der österreichische Verfassungsgerichtshof mit einem aufsehenerregenden Urteil das Verbot zum assistierten Suizid für verfassungswidrig erklärt. Das bedeutet: Ab 1. Jänner 2022 ist Beihilfe zum Suizid in Österreich möglich.

Handelt es sich dabei um einen humanitären Fortschritt oder um einen moralischen Dammbruch, der das absolute Tötungsverbot schrittweise aushebeln wird? Was sind die Motive der Befürworter/innen und der Gegner/innen des assistierten Suizids? Welche Gewissenskonflikte tun sich auf? Welche Konsequenzen hat das für Angehörige und für das medizinische Personal? Was bedeutet hier freier Wille und Selbstbestimmung?

Johannes Kaup ist diesen Fragen nachgegangen.