Tao – aus den Religionen der Welt 13.11.2021

Vom „richtigen“ Essen besessen

Orthorexie als Heilslehre. Orthorexie hat viele Auswirkungen, je extremer sie betrieben wird, desto schwieriger wird das ganz normale Alltagsleben.

Täglich mehrere Stunden mit dem Einkaufen sowie dem Planen und Zubereiten von Mahlzeiten zu verbringen. Dabei mitunter an die Grenzen seiner finanziellen Möglichkeiten zu geraten, weil man spezielle Produkte braucht und die teuer sind. Nicht ungezwungen mit Bekannten irgendwohin essen gehen zu können oder bei einer Familienfeier die dort angebotene Hausmannskost genießen zu können – und das nicht, weil eine Nahrungsmittelunverträglichkeit diagnostiziert wurde, sondern aufgrund einer persönlichen Entscheidung. Orthorexie hat viele Auswirkungen, je extremer sie betrieben wird, desto schwieriger wird das ganz normale Alltagsleben.

Tao
Samstag, 13.11.2021, 19.05 Uhr, Ö1

Der Begriff umreißt ein Verhalten, das den weit verbreiteten Trend zur gesunden Ernährung ins Zwanghafte hinein übertreibt. Die Ausprägungen können sehr unterschiedlich sein: vom Zwang, so gut wie alle Nahrungsmittel bzw. Ingredienzien selbst herstellen zu müssen, bis hin zum akribischen Vermeiden verschiedenster Zutaten, auch wenn das zu negativen Folgen führt.

Zwar kennen die meisten Religionen Speisevorschriften, das Verbot von Schweinefleisch etwa oder sehr konkrete Vorgaben für das Fasten. Aber diese Richtlinien sind in der Praxis durchaus umsetzbar – anders als im Fall der Orthorexie, die die Betroffenen durchaus in Konflikt mit den ganz normalen Lebensabläufen bringen kann. Dazu kommt, dass die traditionellen Speisevorschriften zwar Teil religiöser Überlieferungen sind, aber nicht isoliert als Heilsweg gesehen werden – wie es bei der Orthorexie oft der Fall ist.

Was hat es also auf sich, mit dem Zwang, beim Essen nur ja keinen Millimeter von streng definierten Idealvorstellungen abzuweichen?

Brigitte Krautgartner hat nach Antworten auf diese Frage gesucht und unter anderem mit einem Psychologen, einem Ernährungswissenschaftler und einer Religionswissenschaftlerin gesprochen. Und sie hat sich in der Welt des „besonders gesunden“ Essens umgesehen.

Gestaltung: Brigitte Krautgartner