Zwischenruf 5.12.2021, Kurt Nekula

Weil Bildung für alle wichtig ist

Die Situation von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie könnte nicht unter-schiedlicher sein. Während die einen im Wohlstand leben, sind mehr als 320.000 Kinder und Jugendliche armutsgefährdet.

Das bedeutet ganz konkret, kein Taschengeld zu be-kommen, über kein eigenes Zimmer zu verfügen, Freundinnen und Freunde nicht einladen zu können, nicht auf Urlaub zu fahren – für sie gibt es weniger gesunde Ernährung und Sport. Das bewirkt oft Scham und psychische Probleme. Es ist noch dramatischer, wenn zu der sozioökonomischen Benachteiligung Behinderungen und chronische Erkrankungen das Leben prägen oder man zu einer Covid-Risikogruppe zählt.

Kinder erhalten leider auch bei positiven familiären Rahmenbedingungen nicht immer die erforderliche Zuwendung, Unterstützung und Förderung. Wir müssen nicht gleich an Wohlstandsverwahrlosung denken. Eltern im Homeoffice und Kinder im Fernlernen, gemeinsam in räumlich begrenzten Wohnungen mit einer technischen Ausstattung, die von drei bis vier Usern überfordert ist, lassen spürbare Reibungsflächen entstehen. Familien, Kinder und Schulen geraten in solchen außergewöhnlichen und langanhaltenden Phasen an die Grenze des Machbaren.

Kurt Nekula
ist Präsident des Vereins „Licht ins Dunkel“

Selbstverständlich müssen hier seitens der Bildungsverantwortlichen zusätzliche Möglich-keiten der individuellen Förderung bereitgestellt werden. Dankenswerter Weise unterstützt Ö 1 heuer im Rahmen der Aktion „Licht ins Dunkel“ zusätzlich die „außerschulische Lern-begleitung“.

Diese Modelle haben allesamt ähnliche Zugänge. Sie sind meist kostenlos für die Familien und bieten neben Lernhilfe und Begleitung der Kinder bei den Aufgaben auch die Vorbereitung auf Schularbeiten und Prüfungen, arbeiten an der Verbesserung der Deutschkompetenzen, vermitteln Freude am Lernen und stärken Selbstbewusstsein, Persönlichkeit sowie Selbstvertrauen. Diese Modelle setzen auch auf Beziehungsarbeit zwischen den Pädagog/innen und Kindern mit verschiedensten Freizeitaktivitäten, Sport, Musik, usw.

In den Einrichtungen „Lerncafes“ der Caritas beispielsweise haben im letzten Schuljahr 94% der Kinder die jeweilige Schulstufe positiv abgeschlossen, 95 % hatten Migrationshintergrund.

„Nightingale“ ist ein Mentoring-Konzept, das in Wien, Linz, Graz und Salzburg umgesetzt wird. Volksschülerinnen und -schüler werden einmal pro Woche von Studierenden der Pädagogischen Hochschulen oder Universitäten begleitet, um voneinander zu lernen, die Bildungsmotivation zu fördern und mit den Eigenarten österreichischer Kultur und Bildungs-institutionen vertraut zu werden. Viele Kinder lernen dabei schwimmen, mit der U-Bahn fahren oder probieren zum ersten Mal eine Sportart aus. Die Studierenden gewinnen dabei wertvolle Einblicke in den oft schwierigen Alltag der Familien.

Allen diesen Projekten ist eines gemeinsam: sie unterstützen Kinder, die es brauchen, auf dem Weg in eine bessere Zukunft. Es ist kein Zufall, dass in vielen Religionen Bildung großgeschrieben wird. Nicht nur, um die heiligen Schriften zu studieren, sondern auch, um Gesellschaft mit zu gestalten und zentrale Werte, wie etwa das Engagement für Benach-teiligte, einzumahnen und umzusetzen. In diesem Sinne trägt „Licht ins Dunkel“ dazu bei, stets den Menschen zu sehen und fördert damit die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.