LEBENSKUNST – Begegnungen am Feiertag, 26.12.2021

Wo ist der Friede auf Erden?

Er sah den Himmel offen – Bibelessay zu Apostelgeschichte 6, 8-10; 7, 54-60 | Wo ist der Friede auf Erden? – Das Weihnachtsgeheimnis, Teil 3 | Omega statt Omikron – Von einer Spiritualität der Zukunft | Nicht Party, sondern Papst – Warum am 31. Dezember Silvester gefeiert wird

Er sah den Himmel offen

Bibelessay zu Apostelgeschichte 6, 8-10; 7, 54-60

Wenn auch die katholische Kirche heuer am 26. Dezember das „Fest der Heiligen Familie“ (womit Jesus, Maria und Josef gemeint sind) feiert, das immer am Sonntag zwischen Weihnachten und Neujahr begangen wird und gegebenenfalls das Fest des Heiligen Stephanus verdrängt, so begibt sich LEBENSKUNST doch auf die Spuren des „Erzmärtyrers“. Ihm, dem Heiligen Stephanus, verdankt am „Dies Stephani“, am „Tag des Stephanus“, der zweite Weihnachtsfeiertag seinen Namen.

Stephanus wird im Neuen Testament der Bibel als Diakon der Jerusalemer Urgemeinde geschildert. Für seinen Glauben gestorben, gilt er als erster Märtyrer des Christentums. Kurz vor seinem Tod hat er „den Himmel offen gesehen“. Gedanken von der katholischen Theologin Mirja Kutzer, die an der Universität Kassel lehrt.

Wo ist der Friede auf Erden? – Das Weihnachtsgeheimnis, Teil 3

Schon am zweiten Tag legt die Kirche die weißen Festgewänder ab und kleidet sich in die Farbe des Blutes. Mit Worten wie diesen erklärt die Philosophin Edith Stein in einem Vortrag die weihnachtliche Liturgie der katholischen Kirche. „Stephanus, der Erzmärtyrer, der als erster seinem Herrn im Tode nachfolgte, und die Unschuldigen Kinder, die Säuglinge von Bethlehem und Juda, die von rohen Henkershänden grausam hingeschlachtet wurden, sie stehen als Gefolge um das Kind in der Krippe“, so die spirituelle Intellektuelle weiter.

Und sie fragt mit Blick auf die biblischen Geschichten: „Was will das sagen? Wo ist nun der Jubel der himmlischen Heerscharen, wo die stille Seligkeit der Heiligen Nacht? Wo ist der Friede auf Erden?“ Die Philosophin Edith Stein, 1891 in eine orthodoxe jüdische Familie in Breslau geboren, konvertierte 1922 zur katholischen Kirche und trat 1933 in die intensiv kontemplativ lebende Ordensgemeinschaft der Karmelitinnen ein.

1942 wurde sie als Ordensfrau jüdischer Herkunft in Auschwitz ermordet, 1998 von Papst Paul II. heiliggesprochen. Den Vortrag „Das Weihnachtsgeheimnis. Menschwerdung und Menschheit“ hat sie 1931 gehalten, LEBENSKUNST gibt ihn in sechs Abschnitten wieder. Es spricht die Schauspielerin Andrea Eckert.

Omega statt Omikron – Von einer Spiritualität der Zukunft

Der griechische Buchstabe Omikron ist in aller Munde. Bei Pierre Teilhard de Chardin (1881-1955) freilich geht es um den letzten Buchstaben des griechischen Alphabets, um das Omega. Vor 140 Jahren geboren, weist der geniale Naturwissenschaftler, Mystiker und Jesuit eine Spur zu einem erahnten gemeinsamen Endpunkt „Omega“ der menschlichen Geschichte. Der Omega-Punkt ist bei Teilhard de Chardin End- und Zielpunkt in der theologischen und philosophischen Betrachtung der Evolution – und seine Einsichten vermögen fürs Heute zu ermutigen: Sie bedeuten Auftrag und können Lebenssinn vermitteln, meint Raimund Badelt.

Buchhinweis

Raimund Badelt, Die Omega-Spur. Spiritualität der Zukunft, Echter, 2021

Der Wirtschaftsexperte mit langjähriger Leitungserfahrung in der Caritas der Erzdiözese Wien, hat ein Masterstudium an der Universität Salzburg in “Spiritueller Theologie im interreligiösen Prozess“ absolviert. Sein jüngstes Buch „Die Omega-Spur. Spiritualität der Zukunft“ ist bei Echter erschienen.

Warum am 31. Dezember Silvester gefeiert wird

Mit dem Ende des alten und dem Beginn eines neuen Kalenderjahres sind sowohl Hoffnungen als auch Ängste verknüpft. Für viele ist „Silvester“ aber schlicht ein Synonym für „Party“, wenn auch vielleicht nicht ganz so ausgelassen wie vor der Corona-Pandemie – und wohl in kleinerer Runde.

Dass der Name „Silvester“ im Kalender steht, hat allerdings im Grunde nichts mit dem Jahreswechsel zu tun: Er gehört vielmehr einem Papst namens Silvester, der der Überlieferung zufolge am letzten Tag des Jahres 335 gestorben ist und dessen Namensfest daher am 31. Dezember gefeiert wird. Als Namensgeber für den Jahreswechsel ist er historisch sicher unterbewertet, denn er steht an einer entscheidenden Wende in der Geschichte des Christentums, die allerdings sonst eher mit dem Namen von Kaiser Konstantin verbunden ist, wie Markus Veinfurter berichtet.

Moderation: Martin Gross
Redaktion: Doris Appel