Montag, 14.2.2022, Harald Windisch

Ein Herz aus Hauch – Gedichte über die Liebe

Wo Schattenspiel sich in den Spiegeln bricht

Ein herannahendes großes Unwetter konnte uns nicht davon abhalten, als wir als Jugendliche in der Abenddämmerung in ein geschlossenes Freischwimmbad einstiegen.

Harald Windisch
ist Schriftsteller

Die Farben dieses mächtigen Wolkenbruchs: ein dunkles Orange, übergehend in ein tiefes Schwarz, herumziehende mauvefarben angestrichene Wolken begleiten den immer stärker werdenden Sturm. Blitz und Donner,

Literaturhinweis:
Robert Gernhardt: Wärme Stille Kühle
Aus: Septemberbuch. Zwanzig Zeichnungen zu zehn Gedichten; Zürich: Haffmans, 1997

feuerspeienden Drachen gleich, ließen uns übermütig werden und Luftsprünge machen, anstatt uns schnell in Sicherheit zu begeben. Letztlich schafften wir es, vollkommen durchnässt. Ich bin seither süchtig nach so einem imposanten Schauspiel, aber auch nach kleinen, profanen Naturerlebnissen, wie zum Beispiel durch einen frischen See zu tauchen.

Wärme, Stille, Kühle
Der heiße Tag. Das Summen wilder Bienen
geht in dem Wein so emsig ein und aus,
als wolle jeder mit dem Hinweis dienen:
Wer jetzt ein Haus hat, gehe in dies Haus.

Der stille Raum. Durchs Gitter der Lamellen
fällt gleißend parallelgeführtes Licht
aufs blaue Laken, wo der Liebe Wellen-
und Schattenspiel sich in den Spiegeln bricht.

Der nackte Leib. Des Windes leichtes Fächeln
bestreicht ein Fleisch, das sich erschaudernd streckt
von Fuß bis Kopf, wo ein verschlafnes Lächeln
Erinnerung an wilde Bienen weckt
.