Praxis – Religion und Gesellschaft, 16.3.2022

Ist der Pazifismus gescheitert?

Wie aus dem „Lehrbuch“ – Der Ukraine-Krieg aus völkerrechtlicher Perspektive | Tieropfer – ein Schweineherz für ein Menschenleben | Pfarrgemeinderatswahlen: Ein Hauch von Demokratie in der katholischen Kirche

Wie aus dem „Lehrbuch“ – Der Ukraine-Krieg aus völkerrechtlicher Perspektive

Was nach den beiden Weltkriegen und dem Jugoslawienkrieg kaum jemand für möglich gehalten hätte, zumal im 21. Jahrhundert, ist nun seit fast drei Wochen Realität: Es ist Krieg, mitten in Europa. Am 24. Februar sind russische Truppen in der Ukraine einmarschiert und es ist ein Krieg, wie er in Lehrbüchern für Geschichte beschrieben wird: Ein Land greift ein anderes Land an, völkerrechtswidrig. Während sich Völkerrechtsexpertinnen und -experten Gedanken über asymmetrische und hybride Konflikte machen, erscheint der Krieg in der Ukraine aus dieser Perspektive betrachtet fast altmodisch, ja anachronistisch.

Auch in Diskussionen in den Sozialen Medien ist er täglich präsent, dort finden sich Überlegungen, die vom Tyrannenmord an Putin bis zur Kapitulation der Ukraine reichen, um einen dritten Weltkrieg, inklusive Atomschlag, zu verhindern. Der Ukraine-Krieg wirft auch die Frage auf, ob das Konzept des Pazifismus gescheitert ist. Gestaltung: Susanne Krischke

Tieropfer – ein Schweineherz für ein Menschenleben

Im US-Bundesstaat Baltimore schreibt ein OP-Team Anfang des Jahres Geschichte: Zum ersten Mal wird ein Schweineherz in einen menschlichen Körper transplantiert. Die ersten Wochen nach der Operation scheint der Versuch ein voller Erfolg zu sein. Der Patient David Bennet erholt sich gut, sein Körper stößt das fremde Herz nicht ab. Doch zwei Monate nach der Operation ist Bennet vergangene Woche, am 8. März, verstorben.

Trotzdem feiert die Wissenschaft den Versuch als medizinische Revolution. Viele Medizinerinnen und Mediziner sehen in dem Verfahren die Lösung für die weltweite Knappheit an Spenderorganen. Allein in den USA warten derzeit rund 110.000 Menschen auf ein solches, 6000 sterben jedes Jahr, bevor eine Transplantation vorgenommen werden kann. Tierorgane, so meinen vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, könnten in Zukunft Abhilfe schaffen.

Neben dem medizinischen Erfolg wirft das neue Verfahren jedoch einige ethische Fragen auf. Die offensichtlichste: Darf man das Leben eines Tieres opfern, um das eines Menschen zu retten?
Konstantin Obermayr ist den Fragen für Praxis nachgegangen und hat mit Ethikern, Theologen und Expertinnen verschiedener Religionen gesprochen.

Pfarrgemeinderatswahlen: Ein Hauch von Demokratie in der katholischen Kirche

Am kommenden Sonntag, dem 20. März, werden in den römisch-katholischen Pfarren in ganz Österreich die neuen Pfarrgemeinderäte und -rätinnen gewählt, wie dies alle fünf Jahre geschieht.

Ein Hauch von Demokratie in der katholischen Kirche könnte man sagen, der auf das Zweite Vatikanische Konzil zurückgeht und den sogenannten Laien gewisse Rechte und Mitbestimmungsmöglichkeiten in der eigenen Pfarre einräumt. Freilich ist der Begriff Demokratie nur bedingt zulässig, denn bekanntermaßen können etwa Frauen zwar für den Pfarrgemeinderat kandidieren, Weiheämter sind in der katholischen Kirche aber Männern vorbehalten. Der Priester, der einer Pfarre vorsteht, ist ex lege nicht nur Teil des Pfarrgemeinderates, sondern auch dessen Vorsitzender. Der Pfarrgemeinderat als Leitungsgremium trifft sich zu regelmäßigen Sitzungen, legt Ziele und Prioritäten fest, plant und beschließt die dazu erforderlichen Maßnahmen und sorgt für ihre Durchführung.

Praxis geht den Fragen nach, was gerade Frauen in der katholischen Kirche dazu motiviert, sich als Kandidatin für die Pfarrgemeinderatswahlen zur Verfügung zu stellen und wie es tatsächlich um das Mitspracherecht der Laien steht. Gestaltung: Maria Harmer

Moderation: Judith Fürst