Dienstag, 31.5.2022, Dietmar Stipsits

Mystikerinnen und Mystiker

In allen Religionen gibt es den Begriff „Mystik“. Was damit gemeint ist, und wie aktuell dieser Begriff ist, darüber jetzt mehr in den Morgengedanken.

Sagt Ihnen der Begriff Mysteriker/in etwas? Eine Mystikerin/ein Mystiker, das sind Menschen, die in ihrem Leben die göttliche Wirklichkeit hautnah erfahren möchten. Christliche Mystik klammert sich nicht an unveränderbaren Dogmen und Lehren fest, sondern versucht, in allem, was im alltäglichen Leben passiert, Gottes heilige Gegenwart zu ertasten.

Dietmar Stipsits
ist katholischer Pfarrer im Seelsorgeraum Bad Tatzmannsdorf, Bernstein und Mariasdorf im Burgenland

Wonach sich Menschen sehnen

Karl Rahner, einer der bedeutendsten katholischen Theologen im 20. Jahrhundert, schrieb bereits 1966 den seither viel zitierten Satz: „Der Fromme von morgen wird ein Mystiker sein, einer der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.“ Ob nicht genau dieser Satz der Weg unserer Kirche in die Zukunft sein könnte? Den Menschen dabei zu helfen, dass sie auch im Hier und Heute Gott erfahren können?

Gott spricht zu mir durch andere Menschen, durch Gebet, durch das Meditieren der Bibel. Gott lässt sich für mich erfahren in der Musik oder in der Natur, wenn ich durch den Wald spaziere oder rauf auf einen Berg wandere, um dort die atemberaubende Aussicht zu genießen. Gott kann ich spüren im Gottesdienst und in der Liebe, die dem anderen Gutes tut… Ich muss Gott erfahren können, ich glaube, danach sehnen sich die Menschen, damals wie heute.