Praxis – Religion und Gesellschaft 15.6.2022

„Russkij Mir“ – Was steckt hinter der Ideologie?

Wie geht es weiter mit den orthodoxen Kirchen in der Ukraine? | Ideologisches Konzept hinter dem Ukraine-Krieg | Flucht – Glauben, um zu überleben

Losgesagt von Moskau – Wie geht es weiter mit den orthodoxen Kirchen in der Ukraine?

Vor gut zwei Wochen hat sich die ukrainisch-orthodoxe Kirche Moskauer Patriarchats von diesem und damit von Patriarch Kyrill losgesagt. Einen offenen Bruch mit Moskau hat sie nicht vollzogen, auch hat sie bisher keinen Status einer unabhängigen, also autokephalen Kirche. Seit Beginn des Ukraine-Krieges, für den der Moskauer Patriarch offen seine Unterstützung kundgetan hat, ist aber die Kritik an ihm innerhalb des ukrainischen Zweiges seiner Kirche gewachsen.

Praxis
Mittwoch, 15.6.2022, 16.05 Uhr, Ö1

Etwa 400 Priester fordern gar ein Tribunal gegen den und die Absetzung des Patriarchen, weil er den Ukraine-Krieg offen unterstützt. Auch auf internationaler politischer Ebene ist Patriarch Kyrill unter Druck. Nur aufgrund von Ungarns Veto ist der Patriarch, dessen Privatvermögen auf vier Milliarden US-Dollar geschätzt wird, von EU-Sanktionen verschont geblieben. Was bedeutet die Abspaltung der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats? Wird sich diese der orthodoxen Kirche der Ukraine annähern, die 2019 vom Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., als autokephale Kirche anerkannt worden ist? – Gestaltung: ORF-Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz

„Russkij Mir“ – Ideologisches Konzept hinter dem Ukraine-Krieg

Wer den Ukraine-Krieg verstehen wolle, komme am Begriff „Russkij Mir“, ins Deutsche übersetzt „Russische Welt“, nicht vorbei, meint Oleksandr Zabirko vom Institut für slavische Sprach- und Kulturwissenschaft der Universität Regensburg: „Der Begriff ‚Russkij Mir‘ ist eine Ersatzidee für die Wiederherstellung des russischen Imperiums“, sagt er. Es gehe dabei auch um eine deutliche Abgrenzung gegenüber liberalen westlichen Werten oder gegen die „westliche gottlose Zivilisation“, wie es das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill ausdrückt.

Im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg spricht er auch von einem „metaphysischen Kampf des Guten gegen das Böse aus dem Westen“. Nicht zuletzt darauf fußt auch seine Einigkeit mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Was genau steckt hinter dem Begriff „Russkij Mir“ und wann hat Patriarch Kyrill die „Dreieinigkeit“ von Russland, Belarus und der Ukraine ins Spiel gebracht? Wie viel Religion mischt sich hier mit geopolitischen Machtansprüchen? Praxis geht diesen Fragen nach. – Gestaltung: Maria Harmer

Flucht – Glauben, um zu überleben

Mahmoud Yousef musste 2012 wegen des andauernden Bürgerkrieges aus seiner syrischen Heimat flüchten und dabei viel zurücklassen: Familie, Freunde, Arbeit, Sprache und kulturelle Wurzeln. Mittlerweile arbeitet er im Islamischen Beratungswerk für Jugend und Familie in Wien. Für Mahmoud Yousef war sein Glaube das Fundament, um die Flucht über die Mittelmeerroute zu überleben.

Doch wie kann es dann gelingen, in einem fremden Land neue Wurzeln zu schlagen und welche Rolle spielen Religion und religiöse Verwurzelung dabei? Helfen religiöse Communities Geflüchteten beim (emotionalen) Ankommen in der neuen Heimat oder sind sie eher hinderlich? Lena Göbl hat Mahmoud Yousef im Rahmen des multimedialen Schwerpunktes „Flucht“ der Abteilung Religion und Ethik getroffen. – Gestaltung: Lena Göbl

Moderation: Judith Fürst