LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntag, 3. Juli 2022

Streifzüge: Flanieren durch Kunst, Kultur, Natur und Garten

Eine „Hochkultur“ und ihre Gottheiten – Erinnerung an Tenochtitlán | Zwischen Gmunden und Bad Ischl – Jüdisches Leben im Salzkammergut | Vom Schöpfungsgarten bis zum Garten der Religionen – Die Stiftsgärten von Altenburg | Damit die Jungen nicht die Suppe der Alten auslöffeln müssen – Bibelessay zu Hesekiel 18, 1-4.30-32

Eine „Hochkultur“ und ihre Gottheiten – Erinnerung an Tenochtitlán

Das sommerliche Flanieren auf Ö1 führt unter anderem zurück ins 15. und 16. Jahrhundert, in die Hauptstadt des Aztekenreiches, als Tenochtitlán noch nicht von den spanischen Invasoren unter der Führung von Hernán Cortés zerstört war. Die Vorfahrin von Mexiko-City war eine faszinierende Stadt inmitten eines Sees auf Inseln gelegen, durch Dämme verbunden; eine Großstadt mit Tempeln, Palästen, Wohnvierteln und Nutzgärten. An sie sowie an die Kultur und Religion der Aztekinnen und Azteken hat zuletzt das Wiener Weltmuseum mit seiner Azteken-Ausstellung erinnert. Maria Harmer nimmt ihr Publikum noch einmal mit auf eine imaginäre Reise ins Reich der Azteken im Gebiet des heutigen Mexiko, erzählt von gefiederten Schlangen, hohen Tempeln und Lebensmitteln von Avocado (Ahuácatl) bis Schokolade (Xocolatl).

Zwischen Gmunden und Bad Ischl – Jüdisches Leben im Salzkammergut

Des Weiteren führt der Ö1-Sommerfahrplan nach Oberösterreich. Mit seinen knapp eineinhalb Millionen Einwohner/innen ist es das drittgrößte Bundesland Österreichs. Es weist ein fruchtbares Spannungsverhältnis auf von einerseits Forschung und Innovation (nicht umsonst hat die Ars Electronica hier ihren Sitz) und andererseits Traditionsbewusstsein und Brauchtumspflege. Dem gegenüber weniger bekannt ist die Geschichte der religiösen Minderheiten im Land. Allenfalls weiß man noch von den Geheimprotestant/innen, die zur Zeit der Gegenreformation unter hohem Risiko ihre Lesart des Christentums im Verborgenen bewahrt, gepflegt und weitergegeben haben. Kaum bekannt ist, dass die Stadt Steyr einst Zentrum des waldensischen Glaubens war. Mitglieder dieser mittelalterlichen Armutsbewegung und Wegbereiter der Reformation hatten sich hier niedergelassen – bis zur gewaltsamen Auflösung der Gemeinde. Und auch über das Judentum in Oberösterreich ist, abgesehen von der Linzer Synagoge, nicht allzu viel bekannt.

LEBENSKUNST
– Begegnungen am Sonntagmorgen, 3.7.2022, 7.05-8.00, Ö1

Tatsächlich ist die Präsenz des Judentums heute nicht sehr ausgeprägt, was auf die Verfolgung und Ermordung jüdischer Menschen durch das NS-Regime zurückzuführen ist. Denn vor der Zeit des Nationalsozialismus gab es vielfältiges jüdisches Leben, nicht nur in der Landeshauptstadt, sondern auch im Salzkammergut und in Zusammenhang mit der Sommerfrische. Eine akustische Zeitreise von Brigitte Krautgartner mit der Historikerin Tina Walzer.

Vom Schöpfungsgarten bis zum Garten der Religionen – Die Stiftsgärten von Altenburg

Erholung bringt laut Ö1-Sommerfahrplan der Stopp in den Gärten von Stift Altenburg in Niederösterreich: Schöpfungsgarten, Apothekergarten, Kreuzganggarten, Garten der Religionen und Garten der Stille – all diese Gärten wurden in den vergangenen Jahren im Benediktinerkloster Altenburg bei Horn liebevoll neu angelegt. Wegeführungen, Bepflanzungen und gestalterische Elemente inspirieren die Besucher/innen, Heilpflanzen und (mittelalterliche) Symbolpflanzen wie Iris, Efeu, Maiglöckchen, Himmelschlüssel, Zyklamen, Pfingstrosen und Rosen erfreuen die Sinne. Jeder Garten hat ein anderes spirituelles, theologisches und/oder existenzielles Thema zum Inhalt, allen gemeinsam ist die Pflege nach den Kriterien der Aktion „Natur im Garten“.
Lise Abid hat sich vom Prior des Stiftes, Pater Michael Hüttl, durch die Stiftsgärten führen lassen.

Damit die Jungen nicht die Suppe der Alten auslöffeln müssen –Bibelessay zu Hesekiel 18, 1-4.30-32

Das schon zu seiner Zeit alte Sprichwort „Die Väter haben saure Trauben gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden“ möchte der Prophet Hesekiel, auch bekannt als Ezechiel, nicht gelten lassen. Es dürfe nicht sein, dass die Jungen die Suppe auslöffeln müssen, die ihre Vorfahren eingebrockt haben; bei Gott gebe es immer einen Neuanfang. Zu hören ist der entsprechende Bibeltext am 3. Juli in evangelischen Gottesdiensten. Der protestantische Theologe und Superintendent der evangelischen Diözese Niederösterreich Lars Müller-Marienburg folgert daraus: Die entlastende Hoffnung auf einen Gott der Neuanfänge müsse immer mit einer Verantwortung für das eigene Leben und künftige Generationen zusammen gedacht werden.

Redaktion & Moderation: Doris Appel