Praxis – Religion und Gesellschaft 12.10.2022

Keusche Jungfrauen

Jung, weiblich, keusch | Missbrauchsvorwürfen | Muslime in der „Russkij Mir“ | Frei-Alevit:innen

Jung, weiblich, keusch – der katholische Brauch der Jungfrauenweihe

Es klingt in Zeiten von Tinder, Grindr und Co wie ein Terminus aus einer anderen Zeit: Jungfrauenweihe. Insgesamt leben in Österreich mehr als 4.000 Ordensfrauen und Ordensmänner, etwa ebenso viele Priester und rund 45 geweihte Jungfrauen, weltweit gibt es davon etwa 5.000. Eine von ihnen ist Bernadette Lang. In einer weißen Kutsche ist sie im vergangenen August zum Salzburger Dom gefahren, um dort in ein Boho-Spitzenkleid gehüllt zum Altar zu schreiten und ewige Keuschheit zu geloben.

Praxis
Mittwoch, 12.10.2022, 16.05 Uhr, Ö1

Der deutsche Jesuitenpater Klaus Mertes hält Gruppierungen, in denen Jugendlichen Reinheitsversprechen abgenommen werden, für problematisch. Das sei ein Übergriff und der Eintritt in kirchlichen Machtmissbrauch. Warum entscheiden sich Menschen, keusch zu leben? Welche Rolle spielt Jungfräulichkeit in der katholischen Kirche? Und welches Frauenbild spiegelt sich hier? – Gestaltung: Lena Göbl

Deutscher Alterzbischof Zollitsch gesteht Fehler im Umgang mit Missbrauchsvorwürfen ein

Die Aufarbeitung von Fällen sexueller Gewalt gegen Kinder beschäftigt die katholische Kirche in Deutschland nun schon seit mehr als zehn Jahren. Seitdem ist einiges geschehen: Mit dem sogenannten „Synodalen Weg“ wollen Bischöfe und Laien Reformen anstoßen, und für Transparenz und Aufklärung sorgen; in mehreren Bistümern wurden Gutachten veröffentlicht. Im deutschen Erzbistum Freiburg wird die Veröffentlichung eines Missbrauchsgutachtens allerdings immer wieder verschoben – jetzt hat sich der frühere Erzbischof erstmals dazu geäußert, und in einer Videobotschaft Fehler eingestanden. Aus Deutschland berichtet ORF-Korrespondentin Verena Gleitsmann.

Muslime in der „Russkij Mir“

Im Krieg gegen die Ukraine, in dem Patriarch Kyrill an der Seite von Präsident Putin für den Krieg und die Teilmobilmachung eintritt, scheint sie in der Weihrauchwolke der russisch-orthodoxen Kirche zu verschwinden: die muslimische Minderheit der Russischen Föderation. Offizielle Zahlen und Schätzungen liegen weit auseinander, doch es leben rund 20 Millionen Musliminnen und Muslime in Russland.

Die jungen muslimischen Männer sind von der Teilmobilmachung Putins unverhältnismäßig stark betroffen – ebenso wie andere religiöse und ethnische Minderheiten aus ärmeren Regionen der Russischen Föderation. Und in einigen dieser Gegenden wie in der muslimisch geprägten Republik Dagestan sind auch die Proteste besonders heftig. Wie die muslimischen Autoritäten zum Krieg gegen die Ukraine stehen, hat Maria Harmer nachgefragt.

Frei-Alevit:innen feiern Anerkennung

„Es gibt einen Weg, aber tausend und eine Art, um darauf zu wandeln“, lautet ein alevitisches Sprichwort. Und offenbar ähnlich viele Wege, um sein Alevitentum zu leben – in Österreich nun offiziell drei: bei der Alevitischen Glaubensgemeinschaft ALEVI, bei den Alt-Aleviten und bei den Frei-Aleviten.

Letztere haben es nun, nach 13 Jahren anhaltender Bemühungen, geschafft, als eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft anerkannt zu werden. Dafür sind sie sogar mit einer Beschwerde vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gezogen. Vor kurzem wurde in Wien-Simmering offiziell gefeiert. – Gestaltung: Lisa Ganglbaur

Ein Weg zum „vollkommenen Menschen“ – Besuch bei den Frei-Alevit:innen Österreichs: Himmelfahrten und Himmelsreisen

Moderation: Alexandra Mantler