Auch das Neue Testament ist voll von Mut-Mach-Geschichten. Eine davon ist für mich die Erzählung im Lukasevangelium vom barmherzigen Samariter im 10. Kapitel. Lukas erzählt uns von einem Überfallenen.
Dietmar Stipsits
ist Pfarrer im Seelsorgeraum Bad Tatzmannsdorf, Bernstein und Mariasdorf
Mitmenschen zu helfen
Ein Priester und danach ein Levit sehen diesen zwar, gehen aber weiter und helfen nicht. Danach kommt ein Samariter vorbei, der dem Schwerverletzten hilft. Samariter galten als eine Art Sekte und wurden von den Juden gemieden. Wäre der Überfallene womöglich schon tot gewesen, hätte sich der Priester durch Berührung entweiht, der Levit wäre für 7 Tage rituell unrein gewesen. Kein Wunder, dass Priester und Levit, also die religiös viel beschäftigten Frommen, den Schwerverletzten ignorierten, um ihren Dienst tun zu können. Sie vertraten sicher den Standpunkt, gesetzestreu zu handeln.
Für Jesus scheint nicht die Zugehörigkeit zum religiösen Establishment entscheidend zu sein, um ein gottgefälliges und gelingendes Leben zu führen, sondern der liebende Umgang mit dem Mitmenschen. Deshalb ist diese Erzählung eine Mut-Mach-Geschichte für mich: Jesus interessiert es nicht, ob und wenn ja, welcher Kirche oder Religion ich angehöre, sondern in seinen Augen handelt der im Sinne Gottes, der bereit ist, dem Mitmenschen zu helfen.